hr-iNFO Büchercheck: Geschenkt von Daniel Glattauer

hr-iNFO Büchercheck: Geschenkt von Daniel Glattauer

28.08.2014

„Geschenkt“ - so heißt der neue Roman von Daniel Glattauer: druckfrisch, gerade erschienen. Der österreichische Bestsellerautor hat sich vor allem mit unterhaltsamen wie klugen Paarbeziehungs-Romanen einen Namen gemacht. „Gut gegen Nordwind“ zum Beispiel, die e-mail-Romanze eines Single-Mannes und einer verheirateten Frau ("Hanau liest ein Buch" 2007). hr-iNFO Büchercheckerin Tanja Küchle hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Gerold Plassek – die Hauptfigur und der Ich-Erzähler des Romans – ist ein routinierter Verlierer: Mitte Vierzig, Alkoholiker und ambitionsloser Journalist für eine Gratiszeitung. Mit seiner Ex-Frau hat er eine Tochter im Teenager-Alter. Er haust aber schon lange allein – und zwar in einem ziemlichen Chaos.
Dann eröffnet ihm plötzlich eine vergangene Liebschaft, dass er noch einen Sohn hat: Manuel – 14 Jahre alt, schlaksig und grundgenervt. Ganz kurz dachte ich: 'Aha! Manuel, der unverhoffte Sohn, ist das „Geschenk“.' Aber falsch. Der Roman hat seinen Titel von anonymen Geldspenden! In einer Obdachlosenunterkunft, über deren finanzielle Probleme Gerold Plassek geschrieben hat, treffen plötzlich Tausend Euro ein. Und die Reihe setzt sich fort: Jede Einrichtung und jede Familie in Not, über die er schreibt, erhält in den nächsten Wochen Tausend Euro. Wer ist der anonyme Spender?

Wie ist es geschrieben?
Flüssig, leicht – und sehr lustig. Das liegt vor allem am humorvollen Tonfall von Gerold Plassek, der nie um einen zynischen Kommentar, eine schlagfertige Antwort
verlegen ist – und der auch gut über sich selbst und seine desolate Lage lachen kann. Etwa darüber, dass er sogar den miesen Job bei der Gratiszeitung nur über Beziehungen seiner Ex-Frau bekommen hat.

"Nach meinem Absprung von der „Rundschau“ – okay, es war eher ein Absturz als ein Absprung – holte mich Norbert Kunz zu „Tag zu Tag“. Er hatte meine journalistische Arbeit immer sehr geschätzt. Außerdem waren sein Vater und der Papa meiner Ex-Frau Gudrun enge Freunde, die noch dazu gemeinsam Golf spielten. Man sagt ja immer, Blut sei dicker als Wasser. Aber so dick wie Golf ist nicht einmal Blut.“

Wie gefällt es?
Gut! Glattauer geht klug mit Sprache um. Seine Witze zünden. Allerdings ist mir die Erzählstimme manchmal zu sehr auf Pointe aus. Und manchmal auch zu sehr auf Mitgefühl. Gerold Plassek wird im Verlauf des Romans zum echten Überflieger, findet eine neue Freundin und wechselt zur anspruchsvollsten Zeitung der Stadt. Somit bekommt auch er ein Geschenk vom anonymen Geldspender: ein neues Leben. Ein bisschen klischeehaft, aber ich muss zugeben: tief in meinem Herzen ist es eigentlich genau das, was ich dem sympathischen Typen, Gerold Plassek, wünsche.
„Geschenkt“ ist sehr unterhaltsame Literatur – mit Anspruch. … mittel-hohem Anspruch würde ich sagen. Nicht zu intellektuell, spannend, kurzweilig.

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gebundenes Buch, 336 S.
Sprache: Deutsch
Zsolnay-Verlag
ISBN: 9783552062573

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