Frank von Richard Ford

Frank von Richard Ford

26.11.2015

Richard Ford gehört seit Mitte der 80er Jahre zu den großen amerikanischen Erzählern. Immer wieder hat er sich mit dem Leben in den USA und dem Empfinden der Menschen dort  beschäftigt. Jetzt wieder. „Frank“ heißt das neue Buch. hr-iNFO Bücherchecker Frank Statzner hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Frank Bascombe war Sportreporter, versuchte sich als Schriftsteller, arbeitete als Immobilienmakler und überlebte einen Prostatakrebs. Jetzt ist er Rentner. Er lebt in einem Haus in einer Kleinstadt in New Jersey, zusammen mit seiner zweiten Frau, die als Notfall-Helferin arbeitet und die Opfer des Hurrikans Sandy betreut. Um ihn herum also viele Ruinen, fertige Menschen. Nur Frank wurschtelt sich mit der ihm eigenen Gelassenheit selbstsicher durch das Chaos. Es ist eine Welt des Abschieds, in die uns Richard Ford hineinführt. Das könnte furchtbar sein, wenn nicht Frank Bascombe unser Begleiter wäre. Ein melancholischer Typ, aber ein Stehauf-Männchen, der dem Leben auch in der Misere noch vieles abgewinnen kann.

Wie ist es geschrieben?
Wir Leser sehen die Welt durch die Augen Frank Bascombes. Konsequent erzählt Ford in der Ich-Form und reichert sie durch zahlreiche innere Monologe an. Wahrnehmung und Bewertung wechseln sich ab. Das geht bis in die Sprache, die als Mischung aus Hochsprache, Alltagssprache und Jargon daher kommt.

„ Ann als Essentialistin glaubt daran, dass wir alle ein Ich haben, einen Charakter, an dem wir nichts ändern können (außer Lügen darüber verbreiten). Meine Substanz ist schlicht für unzureichend befunden worden. Aber ich glaube auch nicht daran. Für mich ist Charakter nur eine weitere Lüge der Historie und der darstellenden Künste. In meinen Augen haben wir nur das, was wir gestern getan haben, heute tun und vielleicht zukünftig tun werden. Plus das, was immer wir davon halten. Aber nichts sonst, nichts Hartes oder Kernhaftes. Ich habe noch nie auch nur annähernd einen Beleg dafür gefunden. Eher für das Gegenteil: das Leben als etwas Wimmelndes, Verwirrendes, gefolgt vom Ende.“

Wie gefällt es?
„Das Leben ist ein stetiges Wenigerwerden“, heißt es ziemlich am Ende des Buches. Dennoch verzagt Frank Bascombe nicht an dieser Gewissheit. Er sucht eben und findet wieder etwas, das lohnt, weiter zu machen. Und sei es, dass er sich einredet, ein toller Typ zu sein. Nicht verzagen, das ist eine der Botschaften des Buches. Und diese Botschaft erzählt Richard Ford ungeheuer intensiv und kunstvoll. Für Beides liebe ich dieses Buch. „Frank“ bleibt im Kopf.

hr-iNFO

 

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gebundenes Buch, 224 S.
Sprache: Deutsch
Hanser Berlin
ISBN: 9783446249233

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