hr-iNFO Büchercheck: Böse Absichten von Keigo Higashino

Es ist mal wieder Krimi-Zeit. Und diesmal geht es nach Japan: Der Autor Keigo Higashino schildert in „Böse Absichten“ den Mord an einem gefeierten Bestseller-Autor. hr-iNFO Büchercheckerin Karin Trappe hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Einen Tag vor seiner Übersiedlung nach Kanada wird der bekannte Schriftsteller Hidaka von seiner Frau und dem Freund des Hauses, Nonoguchi, ermordet in seinem Arbeits-zimmer aufgefunden. Nonoguchi, nebenberuflich ebenfalls Schriftsteller, gerät bald in den Fokus der Ermittlungen. Nach einem Drittel des Buches kennen wir den Täter, nach einem weiteren Drittel seine Motive, und dann ist am Ende doch alles ganz anders. Ein Thema, das den Krimi durchzieht, ist Mobbing an der Schule, und der Hass, der dadurch bei Opfern und Tätern entstehen kann, und bis ins Erwachsenenalter hineinreicht.

Wie ist es geschrieben?
Ruhig und gelassen wirkt dieser Krimi, fast emotionslos, da gibt es kein Geschrei, kein Ausbreiten der Trauer, kein Blut und keine brutale Gewalt. Der in Japan anerkannte Kriminalschriftsteller Keigo Higashino hat „Böse Absichten“ aus den wechselnden Perspektiven des verdächtigen Freundes des Hauses und des Kommissars geschrieben.
„Ich schnaubte verächtlich: Was für ein Quatsch. Sie basteln sich da etwas zurecht. Das kommt nur, weil Sie sich schon von Anfang an auf mich als Mörder eingeschossen haben. Ich persönlich halte mein Urteil für objektiv, sagte er. Seine Augen machten mir Angst. Völlig zusammenhanglose Dinge gingen mir durch den Kopf, wie die Frage, warum dieser Mann so gern ‚ich persönlich‘ sagte. Gut, also meinetwegen. Es ist Ihre Sache, Vermutungen anzustellen. Aber ich möchte, dass Sie mir das Szenario schildern, das dann folgt. Ich kauere also unter dem Fenster, und was passiert dann? Ich steige durch das Fenster ins Zimmer und schlage Hideka nieder? War es so? Kommissar Kaga sah mir tief in die Augen. Das frage ich Sie.“

Wie gefällt es?
Es fesselt ungemein, wie Kommissar Kaga ein Indiz nach dem anderen aufsammelt und allein mit Logik und Beharrlichkeit die Hintergründe des Falls ermittelt. Mich hat es fasziniert, wie harmlos der Krimi anfangs daherkommt und in welche Abgründe er schließlich führt. Dazu zeigt „Böse Absichten“ ein äußerst perfides und ausgeklügeltes Mord-Konstrukt, das man in seiner Komplexität einfach nur bewundern kann.