hr-iNFO Büchercheck: Montechristo von Martin Suter

hr-iNFO Büchercheck: Montechristo von Martin Suter

05.03.2015

Der Schweizer Autor Martin Suter ist vielen Krimi-Leserinnen und –lesern ein Begriff. Etliche seiner Bücher sind verfilmt worden, wie zum Beispiel „Lila, Lila“. In der vergangenen Woche ist sein neuer Kriminalroman „Montecristo“ erschienen. hr-iNFO Büchercheckerin Karin Trappe hat ihn gelesen.

Worum geht es?
Notbremsung eines Zuges in einem Tunnel in der Schweiz. Ein Mensch ist tot. Reflexartig greift der Videojournalist Jonas Brand zu seiner Kamera und filmt die Reaktionen der Mitreisenden. Brand wertet das Material nicht aus, zu eindeutig scheint es ein Selbstmord zu sein. Sein Geld verdient Brand mit Lifestyle-Filmchen für ein Boulevard-Magazin des Fernsehens. Eigentlich sollte es nur eine Zwischenstation in seinem Leben sein, bis endlich irgendjemand die Blockbuster-Qualität seines Drehbuchs namens „Montecristo“ erkennt. Da entdeckt Jonas Brand durch einen Zufall, dass er zwei Hundert-Franken-Scheine mit identischer Seriennummer besitzt. Er forscht nach. Dann wird seine Wohnung durchwühlt, er auf offener Straße zusammengeschlagen. Und plötzlich findet sich ein Geldgeber für sein Filmprojekt „Montecristo“. Wäre da nicht sein Freund Max Gantmann, würde Jonas Brand all das gar nicht seltsam finden …

Wie ist es geschrieben?
Martin Suter charakterisiert Personen und Situationen mit wenigen Worten so plastisch, dass man schnell in seine Welt eintaucht, die der Finanzen und der Banken.
“Er wählte die Nummer von Max. Nach langem Klingeln meldete sich dieser mit: Keine Zeit, Jonas. Nur ganz kurz: Falls ein Trader sich gewaltig verzockt, gibt es für die Bank einen Grund, das zu verheimlichen? Max musste nicht lange überlegen: Kommt auf die Höhe des Schadens und die Gesundheit der Bank an. Ist Ersterer hoch und Letztere schwach, dann schon. Warum? Contini. Ein gigantischer Spekulationsverlust wäre ein Motiv. Aber für einen solchen gibt es kein Indiz. Vielleicht, weil er so existenzbedrohend war, dass die Bank ihn vertuscht. Und dass sie ihn vertuscht – dieser Gedanke war Jonas beim Sprechen gekommen – könnte auch eine Erklärung für Continis Erleichterung sein. Max überlegte einen Moment: Dann fällt das Motiv für den Selbstmord weg. Eben.“

Wie gefällt es?
Der Krimi „Montecristo“ entwickelt seine Faszination durch seine vermeintliche Harmlosigkeit. Da ist ein naiver Journalist, der einige Merkwürdigkeiten entdeckt. Der sich dabei aber nichts denkt und erst durch andere immer wieder darauf gestoßen werden muss, dass er die Anfänge einer ganz großen Geschichte in der Hand hält. Das ist in seiner Beiläufigkeit ganz große Krimi-Literatur.

 

 

 

 

 

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Leinen, 320 S.
Sprache: Deutsch
Diogenes Verlag AG
ISBN: 9783257069204