hr-iNFO Büchercheck: Schwarzblende von Zoë Beck

hr-iNFO Büchercheck: Schwarzblende von Zoë Beck

02.04.2015

Im Mai 2013 wird in London ein britischer Soldat auf offener Straße von zwei Islamisten ermordet. Diesen realen Vorfall nimmt Zoë Beck als Ausgangspunkt für einen Kriminalroman, der den islamischen Terror und die Veränderung der Gesellschaft durch Anti-Terror-Gesetze thematisiert.
hr-iNFO Büchercheckerin Karin Trappe hat ihn gelesen.

Worum geht es?
Der Dokumentarfilmer Niall beobachtet in London zwei junge Männer, die scheinbar harmlos, aber mit Macheten in ihren Händen, spazieren gehen. Er folgt ihnen. Die Beiden erschlagen einen Mann, köpfen ihn und halten dann die Flagge der Terrororganisation IS hoch. Triumphierend fordern sie Niall auf, ihre Botschaft zu filmen und auf YouTube zu veröffentlichen. Dann taucht die Polizei auf, schießt die Attentäter nieder und nimmt Niall fest. 24 Stunden bleibt er in Gewahrsam und muss erleben, dass er als potentieller Täter keinerlei Rechte hat. Schließlich wird Niall freigelassen und als Held gefeiert. Er ist gefragter Gesprächspartner in Talkshows und erhält den lukrativen Auftrag, eine Dokumentation über die Attentäter zu drehen.

Wie ist es geschrieben?
Fast journalistisch erzählt Zoë Beck die Geschichte des Dokumentarfilmers Niall, der durch Zufall in Kontakt mit dem islamistischen Terror gerät. Ihre Sprache ist klar, distanziert, fast emotionslos, was den Schrecken umso deutlicher herausstellt.

„Der Mann im grünen Shirt brachte sich in Position: Breitbeinig stand er neben dem Kopf des Toten. Er umklammerte die Machete fest mit beiden Händen, holte aus und ließ sie auf den Hals des Toten niedersausen. Blut spritzte, und er hackte immer weiter, brüllte nun bei jedem Schlag nach seinem Gott. Niall zwang sich, das Smartphone weiter so zu halten, dass er alles im Bild hatte, aber er schaffte es nicht, direkt hinzusehen. Am liebsten wäre er weggerannt. Hinter sich hörte er entsetzte Schreie. Er warf einen Blick über die Schulter. Immer mehr Menschen waren gekommen. Sie standen eng aneinandergedrängt in kleinen Gruppen, starrten ängstlich und fassungslos, hatten die Hände vors Gesicht geschlagen. Einige übergaben sich, ein Mann war ohnmächtig geworden. Niall schloss für einen Moment die Augen und wünschte sich ganz weit weg. Als er die Augen wieder öffnete, war der im grünen Shirt fertig. Er hatte den Kopf des Jungen abgehackt. Er stieß ihn ein Stück vom Körper weg wie einen Fußball, beugte sich hinab und hob ihn auf. Hast Du das? rief er Niall zu: Das machen wir mit denen, die gegen den Islamischen Staat kämpfen.“

Wie gefällt es?
„Schwarzblende“ von Zoë Beck ist ein hochaktueller Krimi, der versucht, hinter die Oberfläche zu schauen. Er hat mich gefesselt und das nicht nur, weil das Buch spannend ist bis zum tatsächlich allerletzten Satz, sondern auch, weil es bisher unvorstellbare Hintergründe von islamistischem Terror aufzeigt. Da kann ich nur hoffen, dass dies wirklich nur Fiktion und keine Realität ist.

 

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kartoniertes Buch, 411 S.
Sprache: Deutsch
Heyne, Wilhelm Verlag
ISBN: 9783453410435