Ich werde immer da sein, wo du auch bist von Nina LaCour

Ich werde immer da sein, wo du auch bist von Nina LaCour

31.05.2011

Als ich das Buch vorhin beendet habe, habe ich es zugemacht, es liebevoll angelächelt und noch einige Male über das wunderschöne Cover gestrichen. Denn die Geschichte, die dieses Buch erzählt, ist genauso bezaubernd und zart wie es meiner Meinung nach auch die Fotografie auf dem Buchdeckel ist.
Nina LaCour hat es durchgehend geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. Ich habe in letzter Zeit einige Bücher zum Thema Abschiednehmen und Selbstmord gelesen und muss sagen, dass mich dieses ganz besonders berührt hat.

Caitlin ist nicht mehr sie selbst. Sie schläft nicht mehr in ihrem Zimmer, sondern nur noch draußen im Auto, sie redet kaum noch mit ihren Eltern und betet innerlich ein fortwährendes Bio-Matra runter, um sich von ihren eigentlichen Gedanken abzulenken. Der Grund für all das: Ihre beste Freundin Ingrid hat sich das Leben genommen. Doch Caitlins Leben muss auch ohne ihre beste Freundin weitergehen.

"Mom spricht Ingrids Namen aus, und ich beginne zu summen, keine Melodie von einem Lied, sondern nur einen langgezogenen Ton. Ich weiß, dass ich dadurch wie gestört wirke, und ich weiß auch, dass es nichts ändert, aber es ist besser als heulen, es ist besser als schreien, es ist besser als anzuhören, was sie mir sagen wollen." (S. 9)

Eines Tages findet Caitlin unter ihrem Bett Ingrids Tagebuch, das diese wohl kurz vor ihrem Tod dort deponiert haben muss. Stück für Stück versucht Caitlin zu verstehen, Abschied zu nehmen und selber wieder zurück in ihr normales Leben zu finden.

Meiner Meinung nach geht es zwar auch, aber weniger um die Gründe, warum sich Ingrid das Leben genommen hat, sondern viel mehr um die Menschen, die danach zurückbleiben und mit ihrer Trauer, ihrer Liebe und vermutlich meistens auch mit ihren Schuldgefühlen zurecht kommen müssen.
Als Caitlin das Tagebuch von Ingrid findet, beginnt ein ganz neues Stadium ihrer Trauer. Sie lernt Seiten von Ingrid kennen, die sie vorher noch nicht kannte. Muss an einigen Stellen erkennen, dass sie vielleicht anders für ihre beste Freundin hätte da sein können.

"Meine beste Freundin ist tot, und ich hätte sie retten können. Es ist falsch, absolut und qualvoll falsch, dass ich heute Abend lächelnd zur Haustür hereinspaziert bin." (S. 130)

Doch irgendwann wird nicht nur dem Leser, sondern auch der Ich-Erzählerin Caitlin klar, dass Ingrid vermutlich nicht zu helfen war und so wird ihr langsam eine Last von den Schultern genommen und sie kann mit neuer Leichtigkeit ihr eigenes Leben leben.

Nicht nur die Geschichte um Caitlin an sich ist wundervoll geschrieben, das Buch glänzt meiner Meinung nach vor allem durch tolle, liebenswerte Charaktere. Caitlin selber war mir von der ersten Seite an sympathisch und auch die Nebenfiguren, die langsam immer mehr in Caitlins Leben und damit auch in den Vordergrund der Geschichte treten, sind einfach nur toll. Ich habe mich an einer Stelle dabei erwischt, wie ich das Buch voller Zuneigung angelächelt habe, weil ich die Reaktion einer Figur einfach nur unsagbar schön fand.

Ich habe das Gefühl, dass meine Worte gar nicht ausreichen, um die Besonderheit und das Tolle dieses Buches ausreichend zu beschreiben. Wer gerne lacht, aber auch gerne mal weint, zum Nachdenken angeregt werden möchte, wer in eine wundervolle Geschichte über Freundschaft, Liebe, das Leben und das Abschiednehmen von geliebten Menschen eintauchen möchte, der sollte unbedingt "Ich werde immer da sein, wo du auch bist" lesen.

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gebundenes Buch, 320 S.
Sprache: Deutsch
Fischer, S. Verlag GmbH
ISBN: 9783596854134