Lichtspiel von Daniel Kehlmann

Der Protagonist, um den sich dieser Roman rankt, ist der österreichische Regisseur G. W. Pabst, der in den 20er und 30er Jahren sozialkritische Filme gedreht hat, die ihm den Beinamen „Der Rote“ eingebracht haben. „Die freudlose Gasse“, „Die Büchse der Pandora“ und Brechts  „Dreigroschenoper“ sind vielleicht drei seiner bekanntesten Werke. Pabst hat die Garbo entdeckt und er war berühmt für seine Fähigkeit, durch den bloßen Schnitt einen Film zu etwas Besonderen zu machen.

Die Geschichte beginnt, als Pabst mit seiner Familie nach Amerika auswandert, um in Hollywood Karriere zu machen. Doch so richtig kann die Familie dort nicht Fuß fassen. Also fahren sie zurück, doch kaum, dass sie daheim angekommen sind, bricht der Zweite Weltkrieg aus und es gibt keinen Weg mehr hinaus. Ab jetzt erzählt Kehlmann die Geschichte einer Anpassung.

Das ist aber nicht alles. Natürlich geht es um jemanden, der sich immer wieder selbst davon überzeugt, dass seine Kunst so einzigartig und groß ist, dass es die Mittel rechtfertigt. Das ist für sich genommen schon interessant, aber richtig großartig wird das Ganze durch die erzählerische Kunstfertigkeit von Daniel Kehlmann. In Montagetechnik fügt er die unterschiedlichsten Szenen aneinander und ahmt damit die Schnitttechnik des Regisseurs nach. Es gibt unglaublich witzige Passagen, Stellen, die einem den Atem stocken lassen, Böses und Harmloses, gegen Schluss folgt man atemlos einer rasanten Fluchtszene. Beinahe nebenbei beantwortet Kehlmann die Frage nach dem möglichen Verbleib eines Filmes, den Pabst gedreht haben soll, von dem aber jede Spur fehlt. Und wenn es nicht so gewesen ist, dann halt irgendwie anders. Aber seine Erklärung hat den Witz, den die Ironie des Schicksals manchmal haben kann.

Leute, lest das, aber immer schön langsam. Hier ist einfach jede Seite ein Genuss!