Nenn mich einfach Superheld von Alina Bronsky

Dieses Buch ist definitiv nichts für LeserInnen, die alles genau wissen wollen. Es gibt einen Bruch in der Mitte der Story und einen Schluss, der ziemlich viele Fragen offen lässt. Wieder mal fantastisch an Alina Bronskys neuem Buch ist allerdings ihr Erzähltalent.

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Sie lässt Figuren auftreten, die auf den ersten Blick extrem empfinden und handeln. Dabei führen sie uns als Leser nur die eigenen verborgenen Seiten und Empfindungen vor Augen, die wir eigentlich nicht so gerne sehen wollen.

Schon der Plot ist genial. Marek, ein eigentlich vom Erfolg verwöhnter ehemals hübscher Jugendlicher hat schon mit 16 Jahren sein Leben abgeschlossen: Seine Schönheit ist der Attacke eines Rottweilers zum Opfer gefallen und damit, verständlicherweise, seine Lust am Leben. Er geht nur unter Menschen, wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt, und auch dann nur mit Sonnenbrille und Hut. Seine Mutter schleust ihn in eine Art Selbsterfahrungsgruppe versehrter Jugendlicher, auf die er erwartungsgemäß voller Ablehnung reagiert.

Mareks Geschichte erzählt ein extremes Schicksal äußerer Verletzung, die sich gleichwohl lesen lässt als Metapher für die eigenen, meist inneren, Verletzungen, die jeder von uns erlitten hat. Mit Sarkasmus und Ablehnung begegnet Marek seiner Umwelt, und doch macht er eine Entwicklung durch, die ihn zur Erkenntnis bringt, dass der Mensch eben mehr ist als seine Hülle. Er kommt nicht umhin, seine Abkapselung zu lockern und seine Situation letztlich zu akzeptieren. Alina Bronsky schildert dies, wie schon bei ihren früheren Büchern, meisterhaft und nicht zuletzt mit viel trockenem, gelegentlich schwarzem Humor. Und dafür lohnt sich die Lektüre allemal, auch, wenn die Autorin ihre LeserInnen am Ende mit einigen Fragen alleine lässt.