Wir brauchen neue Namen von NoViolet Bulawayo

Wir brauchen neue Namen von NoViolet Bulawayo

09.12.2014

Darling lebt in einem Slum namens Paradise in Simbabwe. Wenn wir sie kennenlernen, ist sie knapp 10 Jahre alt und verbringt ihre Tage unter anderem damit, zusammen mit Ihren Freunden aus den Vorgärten der Reichen Guaven zu stehlen, oder Erwachsene zu beobachten. NoViolet Bulawayo lässt ihre kleine Protagonistin ihren Alltag in einer unsentimentalen, unaufgeregten und vor allem sehr authentisch anmutenden Art und Weise erzählen.

So können wir unmittelbar hineinschlüpfen in Darlings Welt. Diese ist geprägt vom Trauma der Vertreibung aus einer „heilen Welt“, von Hunger und Gewalt, von (Aber)glaube, aber auch von intensivem Rollenspiel („Bin Laden finden“).Und über allem schwebt immer der große Traum vom glücklichen Leben in einem fernen reichen Land. Die Autorin verleiht ihrer Ich-Erzählerin einerseits einen stoischen Gleichmut, mit dem sie, scheinbar gänzlich unbeeindruckt, von den Härten und Grausamkeiten ihres Lebens berichtet. Andererseits beschreibt Darling die Erwachsenenwelt um sie herum aber häufig auch aus einer skeptischen Distanz heraus. Aus einer Art „Wers-glaubt-wird-selig-Haltung“. Und genau diese Beschreibungen sind es, die dem Buch trotz der Schwere der Thematik eine ordentliche Portion Humor verleihen.

Im zweiten Teil des Buches wird Darling tatsächlich von ihrer Tante nach „Destroyed“- Michigan geholt (gemeint ist: Detroit, Michigan). Auch hier sind die Beschreibungen der riesigen kulturellen Unterschiede oft witzig, Darling macht keinen Hehl aus ihrer Fassungslosigkeit, ob der amerikanischen Dekadenz. Obzwar dieser Abschnitt des Romans nicht mehr die Intensität des ersten Teils erreicht, gelingt es Bulawayo hier, uns auf unheimlich Dichte Weise für das schmerzhafte Erleben von Fremdheit, Entwurzelung und Enttäuschung zu sensibilisieren.

 

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gebundenes Buch, 264 S.
Sprache: Deutsch
Suhrkamp
ISBN: 9783518424513