Wer die Stille stört (kartoniertes Buch)

Wer die Stille stört

Lovushka Dlya Blondinov

Roman

7,95 €
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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783442459322
Sprache: Deutsch
Seiten: 319 S.
Fomat (h/b/t): 2.2 x 18.4 x 12 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die faszinierende Kulisse von St. Petersburg, eine couragierte Heldin und ein rätselhafter Mord: russische Krimikunst vom Feinsten. Drei Männer mussten bereits sterben. Erschlagen wurden sie aufgefunden, nichts deutet auf ein Motiv oder Verbindungspunkte zwischen den Opfern. Dann wird Staatsanwältin Mascha Schwezowa zu einem vierten Mord gerufen. Bei dem Toten handelt es sich um einen gewissen Viktor Korostelew. Doch Viktor Korostelew ist laut Polizeiakten bereits zwei Jahre zuvor in einem Provinzgefängnis an einer Vergiftung gestorben ...

Autorenportrait

Elena Topilskaja war siebzehn Jahre lang stellvertretende Staatsanwältin von St. Petersburg. Dabei wurde sie mit besonders schweren Fällen betraut und hat einige Aufsehen erregende Fälle gelöst, darunter den eines psychopathischen Serienmörders. Heute arbeitet sie in einer großen Anwaltskanzlei und ist stellvertretende Vorsitzende der Kommission für Menschenrechte des Gouvernements St. Petersburg. Berühmtheit erlangte sie durch ihre Krimis mit der Kommissarin Mascha Schwetsowa, die sich in Russland auch als Fernsehserie großer Beliebtheit erfreuen. Elena Topilskaja lebt in St. Petersburg.

Leseprobe

Junge Frau, nun mal sachte, Sie rücken mir hier auf die Pelle und laden mir jetzt auch noch Ihre Tasche auf!' 'Entschuldigen Sie bitte.' Ich zog meine Tasche ein wenig von der älteren Dame weg, gegen die mich die Welle der Fahrgäste gedrückt hatte, die an der Haltestelle in die Straßenbahn geflutet war. Die Dame jedoch beruhigte sich nicht. 'Sind Sie vielleicht betrunken? Bisschen wacklig auf den Beinen, was?' 'Entschuldigung', sagte ich noch einmal, darum bemüht, ruhig zu bleiben. 'Ohne das Gedränge wäre ich Ihnen nicht zu nahe gekommen.' 'Was haben Sie denn da drin, Ziegelsteine?', zeterte die Dame weiter, während sie ihre Frisur glatt strich und immer wieder meine Tasche von sich schob. 'Bücher', erklärte ich freundlich. Fünf Haltestellen hatte ich noch vor mir. Das Stehen war unerträglich: Zu dem Gedränge kam die Hitze, obgleich wir September hatten; von hinten stieß mir jemand seinen Rucksack in die Rippen, an meiner Strumpfhose rieb ein karierter Matchbeutel, und unwillkürlich knickten mir die Beine auf den zehn Zentimeter hohen Absätzen ein. Madame hingegen saß bequem am Fenster und schimpfte mich eine Betrunkene. 'Von wegen Bücher! Da ist was Metallisches drin ...' Sie klapste mit der Hand gegen die Tasche und schüttelte auch schon die schmerzenden Finger. Amüsiert beugte ich mich zu ihr hinunter und flüsterte: 'Verraten Sie mich bloß nicht.' Die Dame verdrehte den Hals und sah mich herablassend an, worauf ich meine Tasche einen Spaltbreit öffnete und ihr die zuoberst liegende Pistole zeigte. Ihr Blick verlor augenblicklich alles Herablassende, hastig rappelte sie sich auf und verschwand in der Menge. Ich indessen ließ Anstand Anstand sein und mich ans Fenster plumpsen, ohne mich nach einem würdigeren Kandidaten für den frei gewordenen Sitzplatz umzusehen. Nie wieder würde ich mir von meinem Freund und Kollegen Gortschakow Derartiges zumuten lassen. Sollte er mal schön selbst seine Beweisstücke von den Technikern abholen und in der Straßenbahn transportieren! Dann aber dachte ich beschämt, dass er mir schließlich auch half - erst vor einem Monat hatte er für mich aus dem Gebietsbüro für Gerichtsmedizinische Gutachten einen Schädel abgeholt und mit der Metro zur Militärmedizinischen Akademie gebracht. Das Sachverständigengutachten war äußerst interessant gewesen: Auf dem Schädel überschnitten sich zwei Bruchlinien; vielmehr endete die eine genau dort, wo sie auf die andere stieß, weshalb wir exakt bestimmen konnten, welcher der Brüche der erste gewesen war, woraus sich wiederum auf die Reihenfolge der Schläge schließen ließ, die diese verursacht hatten. Das war ganz entscheidend, denn damit konnten wir die Darstellung des Tatverdächtigen widerlegen, der behauptete, dem Opfer mit der Pistole nur einen Schlag auf den Kopf verpasst und sich dann davongemacht zu haben. Da der Tatverdächtige törichterweise angab, wohin genau er geschlagen habe, konnte ich leicht parieren und das Gutachten auf den Tisch legen: Zeichnungen und Fotos stellten anschaulich klar, dass der erste Schlag auf die andere Stelle erfolgt war. Jene Bruchlinie, die sich von dem Punkt herleitete, den der Verdächtige genannt hatte, rührte vom zweiten Schlag her, da sie auf die erste Bruchlinie stieß und dort abbrach. Der Rest war ein Kinderspiel - die Wissenschaft kennt viele Finessen, die bei den Untersuchungen von großem Nutzen sind. Ich war so in meine Gedanken versunken, dass ich beinahe meine Haltestelle verpasst hätte. Die Tasche mit dem wertvollen Beweisstück an mich gepresst, drängelte ich mich mühsam zur Tür, sprang aus der Straßenbahn auf den glühenden Asphalt und geradewegs meinem Freund und Kollegen Gortschakow in die Arme. 'Du kommst genau richtig, meine Liebe', begrüßte er mich. 'Kannst gleich zur Stadtbezirksverwaltung für Inneres gehen, dort wartet Arbeit auf dich.' 'Du hast sie wohl nicht alle, Ljoscha!', entrüstete ich mich. 'Ich bin total fertig! Ich komme gerade vom anderen Ende der Stadt, mit öffen ...