Der falsche Freund (kartoniertes Buch)

Der falsche Freund

Secret Smile

Roman

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783442471980
Sprache: Deutsch
Seiten: 384 S.
Fomat (h/b/t): 3 x 18.8 x 12 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine kurze Liebesaffäre entwickelt sich zu einem mörderischen Alptraum: Mirandas neuer Freund schleicht sich in ihr Leben, verfolgt sie, bedrängt sie und verbündet sich mit ihrer Familie. Ihre Warnungen vor dem Psychopathen bleiben wirkungslos, denn alle halten Miranda für krankhaft eifersüchtig und hysterisch. Erst als ihr kaum noch Luft zum Atmen bleibt, schlägt sie mit dem Mut der Verzweiflung zurück.

Leseprobe

Ich träume neuerdings immer wieder den gleichen Traum, und jedes Mal kommt es mir vor, als wäre der Traum Realität. Ich bin wieder auf der Schlittschuhbahn, an jenem Nachmittag, als ich Brendan kennen lernte. Ich spüre die Kälte auf meinem Gesicht, ich höre das Kratzen der Kufen auf dem Eis, und dann sehe ich ihn. Er schaut mit diesem seltsamen, für ihn so typischen Blick zu mir herüber, als würde er mich zwar irgendwie wahrnehmen, gleichzeitig aber an etwas anderes denken. Mir fällt jedes Mal von neuem auf, dass er gut aussieht, wenn auch auf eine Art, die wahrscheinlich nicht jeden ansprechen würde: Sein Haar ist so glänzend schwarz wie das Gefieder eines Raben, sein Gesicht oval. Er hat ausgeprägte Wangenknochen und ein markantes Kinn. Seine Miene wirkt amüsiert, als hätte er einen Witz vor allen anderen begriffen. Das gefällt mir an ihm. Wieder sieht er mich an, diesmal genauer, und dann kommt er herüber, um hallo zu sagen. Und in meinem Traum denke ich: Gut. Ich bekomme eine zweite Chance. Es muss nicht passieren. Diesmal kann ich es beenden, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Aber ich tue es nicht. Ich lächle über das, was er zu mir sagt, und antworte etwas. Was ich sage, weiß ich nicht, ich kann die Worte nicht hören, aber es muss etwas Lustiges sein, denn Brendan lacht und erwidert etwas, woraufhin ich ebenfalls lache. Und so geht es weiter, hin und her. Wir sind wie Schauspieler in einer schon lange laufenden Fernsehserie; wir können unseren Text im Schlaf, und ich weiß genau, was mit diesem Jungen und diesem Mädchen passieren wird. Sie kennen sich noch nicht, aber er ist ein Freund eines Freundes von ihr, weshalb es sie beide wundert, dass sie sich noch nicht über den Weg gelaufen sind. In diesem Traum, von dem ich gleichzeitig weiß und nicht weiß, dass es ein Traum ist, versuche ich mir selbst Einhalt zu gebieten. Eine Schlittschuhbahn ist ein guter Ort zum Kennenlernen, vor allem, wenn weder der Junge noch das Mädchen Schlittschuh laufen können. Das bedeutet nämlich, dass sie sich aneinander lehnen müssen, um sich gegenseitig zu stützen. Der Junge ist fast gezwungen, den Arm um das Mädchen zu legen, und als die beiden trotzdem auf dem Eis landen, helfen sie einander auf und lachen über ihr gemeinsames Missgeschick. Hinterher hilft der Junge dem Mädchen beim Ausziehen der Schlittschuhe, deren Schnürsenkel gefroren sind, und sie legt dabei ihren Fuß auf seinen Schoß, weil es auf diese Weise leichter geht. Als sich die Gruppe aufzulösen beginnt, ist es nur normal, dass er das Mädchen nach seiner Telefonnummer fragt. Zu ihrer eigenen Überraschung zögert sie kurz. Es hat Spaß gemacht, aber kann sie so etwas im Moment überhaupt gebrauchen? Sie betrachtet den Jungen. Seine Augen glänzen von der Kälte, und er lächelt sie erwartungsvoll an. Da fällt es ihr leichter, ihm die Nummer zu geben, auch wenn ich schon die ganze Zeit schreie, dass sie es nicht tun soll. Aber es ist ein stummes Schreien, und das Mädchen bin ja sowieso ich, bloß dass sie noch nicht weiß, was passieren wird - ich aber schon. Ich frage mich, wie es kommt, dass ich es bereits weiß. Ich weiß, sie werden zweimal miteinander ausgehen - auf einen Drink, ins Kino - und dann, auf ihrem Sofa, wird sie denken: Na ja, warum eigentlich nicht? Und deswegen denke ich, dass gerade mein Wissen um das, was passieren wird, bedeutet, dass ich nichts daran ändern kann, kein noch so kleines Detail. Ich weiß, dass sie noch zweimal miteinander schlafen werden. Oder dreimal? Immer in der Wohnung des Mädchens. Nach dem zweiten Mal entdeckt sie eine fremde Zahnbürste neben ihrer eigenen. Einen Moment lang ist sie ziemlich perplex. Darüber wird sie erst noch nachdenken müssen. Sie wird nicht viel Gelegenheit dazu haben, denn am nächsten Nachmittag wird ihr die Entscheidung abgenommen. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt - wenn das Mädchen nach Hause kommt und die Tür ihrer Wohnung öffnet - wache ich auf. Nach Wochen grauen Nieselregens endlich wieder ein schöner Herbstnachm