Die Dorfhexe (kartoniertes Buch)

Die Dorfhexe

Let Me Sing You Gentle Songs

Roman

Auch verfügbar als:
8,99 €
(inkl. MwSt.)

Vergriffen

in den Warenkorb
Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783442739349
Sprache: Deutsch
Seiten: 256 S.
Fomat (h/b/t): 2 x 18.9 x 12 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Welchen Preis hat das Glück? Zwei Frauen, zwei Lebensgeschichten - und eine Begegnung, die alles zum Guten wendet Nach dem Tod ihres Mannes sucht Veronika Trost in der Einsamkeit und mietet ein Haus in einem schwedischen Dorf. Bald schon wird ihre als Dorfhexe verschriene Nachbarin die engste Vertraute der jungen Frau. Noch ahnt Veronika nicht, dass die alte Frau schwer an einem schrecklichen Geheimnis trägt. Doch dann kommt der Tag der Abrechnung - und der Tag der Vergebung .

Autorenportrait

Linda Olsson, geboren in Schweden, studierte Jura und arbeitete im Finanzgeschäft. Sie lebte in Kenia, Singapur, Japan und England und hat sich schließlich mit ihrem Mann in Neuseeland niedergelassen. Mit ihrem Debütroman 'Die Dorfhexe' gelang ihr sofort der Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten. Heute pendelt die Autorin zwischen Neuseeland und Schweden.

Leseprobe

Während der Fahrt war es windig gewesen und hatte geschneit, doch als es dunkel wurde, legten sich Wind und Schnee. Es war der erste Tag im März. Sie war von Stockholm aus in die sich allmählich vertiefende Dämmerung gefahren, die nahtlos in Nacht überging. Es war eine langsame Reise gewesen, die ihr Zeit zum Nachdenken gegeben hatte. Oder zum Ausmerzen von Gedanken. An der Kirche bog sie von der Hauptstraße ab auf eine schmale Straße, die den Hügel hinaufführte, und nahm dann die letzte Kurve auf den Feldweg. Seit der frische Schnee gefallen war, waren keine Autos an ihr vorbeigekommen, und der Weg zog sich jungfräulich weiß zwischen den gerundeten Böschungen aus festem Schnee dahin. Sie fuhr langsam, um ihre Augen an die Finsternis zu gewöhnen. Man hatte ihr gesagt, hier oben stünden nur zwei Häuser, und sie sah ihre Silhouetten vor dem Hintergrund des Himmels. Beide lagen dunkel da; nirgendwo waren Lichter an. Sie passierte das größere Haus, ließ ein Stück weiter den Weg ganz hinter sich und fuhr durch den Schnee in den Vorgarten des zweiten Hauses. Dort parkte sie an der Treppe, die auf die Veranda führte. In Vorbereitung auf ihre Ankunft war ein Pfad freigeschaufelt worden, der jetzt nur noch als flache Kerbe in der weißen Decke zu erkennen war. Als sie ausstieg, sah sie durch den Schnee stechende tote Grashalme und direkt darunter kleine Eisflächen. Um nicht auszurutschen, trat sie vorsichtig auf, als sie zwischen Auto und Haus hin und her ging, um Kofferraum und Rücksitz leer zu räumen. Als sie Taschen und Kartons ins Haus trug, war als einziges Geräusch das scharfe Knirschen von Schnee unter ihren Füßen zu hören. Sie hatte die Scheinwerfer angelassen, sie beleuchteten ihre Fußabdrücke im Schnee. Das Nachbarhaus war ein lautloser Schatten, der jenseits des Tunnels aus Licht, den sie durchschritt, in der Dunkelheit aufragte. Die Luft war trocken und kalt, und ihr Atem verließ ihre Lippen in Wölkchen aus weißem Dunst, die in die Nacht zerflossen. Der Himmel war eine schwarze Unendlichkeit ohne Mond oder Sterne. Sie fühlte sich, als wäre sie durch einen Schacht in eine Welt absoluter Stille gestürzt. In dieser Nacht lag sie in einem Bett, mit dem ihr Körper nicht vertraut war, in einem Haus, das sie noch nicht kannte. In der lautlosen Finsternis war es, als wäre sie nirgendwo. Sie fühlte sich leicht wie Luft. Am nächsten Morgen war die Sonne kaum imstande, den weißen Himmel zu durchdringen. Sie öffnete das Fenster, um die kalte Schneeluft hereinzulassen, schaute hinaus und zog sich ihren roten Bademantel eng um die Brust. Sie dachte an ihre Reise, weigerte sich aber, an ihren Ausgangspunkt zu denken. Stattdessen sann sie über frühere Reisen nach, als sie an unbekannten Orten ausgepackt, sich dort häuslich eingerichtet hatte, wo die jeweilige Reise beendet und ihr Vater die einzige Konstante gewesen war. Sie wusste, dass es sich diesmal anders verhielt. Ihr Leben lang war sie in seiner Gesellschaft gereist, Hand in Hand mit ihrem Vater, wenn er wieder einmal eine neue Stellung im Ausland antrat. Seit ihre Mutter sie verlassen hatte, waren sie immer zu zweit gewesen. Und irgendwie war auch der exotischste Ort nur eine weitere Zwischenstation auf ihrer gemeinsamen Reise geworden. Aber der Vater, den sie im Dezember in Tokio besucht hatte, führte mittlerweile sein eigenes Leben, getrennt von ihrem. Sie waren keine Weggefährten mehr. Das hier war für sie ein einsames Unterfangen. Eine Flucht, ein Entrinnen. Eine Reise ohne Ziel. Ihr Leben war diffus wie das Licht, das da draußen in einem weißen Nichts zu schweben schien. Sie schloss das Fenster, blieb jedoch stehen und schaute weiter hinaus. Jenseits des Flusses und des Dorfes sah sie in die blaue Ferne von Wäldern und Bergen. Die Landschaft vor ihr mit den von Eis und Wind rund geschliffenen Gipfeln, den gemächlich dahinziehenden Flüssen und stillen Seen war uralt. Sie wandte den Kopf und blickte über die Wiese. Was gestern Abend im Schatten gelegen hatte, war heute im