Das grosse Feuer (gebundenes Buch)

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783446207158
Sprache: Deutsch
Seiten: 331 S.
Fomat (h/b/t): 3 x 21.7 x 14.7 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Aldred Leith, ein hochdekorierter englischer Kriegsheld, ist des Kämpfens müde, als er auf einer japanischen Insel ankommt. Dort begegnet er den Geschwistern Helen und Benedict und verfällt sofort dem Zauber dieser außergewöhnlichen jungen Menschen. Behutsam entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen Leith und der jungen Helen, doch alles spricht gegen eine Verbindung.

Autorenportrait

Shirley Hazzard wurde 1931 in Australien geboren, gestorben 2016 in New York. Sie arbeitete für die Vereinten Nationen und publizierte mehrere Romane. Für The Transit of Venus erhielt sie den National Book Critics Circle Award for Fiction.

Leseprobe

Er arbeitete lange an seinen Aufzeichnungen, und um Mitternacht ging er eine Japanischlektion durch, wobei er neue Klänge leise vor sich hin sprach. In diesem Stadium schien sprachliche Kompetenz etwas aufregend Unwahrscheinliches zu sein. Während er darüber nachgrübelte, schlief er ein. Er erwachte bei Sonnenaufgang - gewohnheitsmäßig, denn in dem kleinen Raum blieb es dämmerig - nach einem bedrückenden, aber nicht zu rekonstruierenden Traum. Aus Erfahrung wußte er, daß dieses dunkle Gefühl den Morgen hindurch anhalten würde, dessen erstes Licht er augenblicklich durch Tür und Fenster hereinließ. Als er die Ereignisse des Vortages noch einmal Revue passieren ließ, dachte er wieder, daß er sich nach einer Bleibe in der Stadt umsehen würde, obwohl das nicht ohne Kontakt mit dem amerikanischen Stützpunkt möglich sein würde. Er dachte an die Geschwister im Fenster und daran, wie das Mädchen aus dem Buch vorgelesen hatte. In seinem übelriechenden kleinen Badezimmer schüttete er sich Wasser über Gesicht und Kopf und schüttelte sich anschließend wie ein nasses Tier. Ohne sich zu rasieren, zog er sich sofort an, wobei er für die Kletterei hinunter zum Tempel die Stiefel wählte. Die Sonne stand inzwischen schon recht hoch, und aus dem Tal stieg Dunst auf. (-Feucht, kann ich Ihnen sagen- - das war wieder Ginger.) Leith ging vorsichtig an dem größeren Haus vorbei, denn er wollte keinesfalls das Abenteuer vom Vorabend wiederholen, als Benedict, wie er sich in der Rückschau einbildete, ihn gesehen hatte. Der einsame Weg war nur ein Trampelpfad durch Gräser und Nesseln und rauhe Stengel mit Blütenbüscheln wie Disteln. Er führte ihn an einem quadratischen Fenster vorbei, das zwar offen, aber mit einem feinen Netz aus Draht überspannt war. Das schmale Fensterbrett verlief in Höhe seiner Taille. Der Raum, in den er blickte, wurde weitgehend von einem großen Bett eingenommen, das nur Platz für einen Stuhl und ein winziges Tischchen sowie eine bräunliche Kommode ließ. Auf dem Tischchen befanden sich ein Buch, eine Lampe und eine Flasche mit einer rötlichen Flüssigkeit. Auf der Kommode lag ein Häufchen Unterwäsche, und unten stand säuberlich ein Paar Schuhe - spärliche Einzelheiten unter dem dünnen Film des Drahtfensters, der ihnen die Bedeutsamkeit einer Komposition verlieh als Rahmen für das schlafende Mädchen. Das auf der Seite lag, das Laken über die sich wölbende Hüfte zurückgeschoben, und dessen Körper sich dehnte, als wollte er ihrem freien Arm folgen, der über die Matratze hinausragte. Ein dünnes Hemd gab ihre Schulter frei. Die Unschuld der Jugend und des Schlafes war vollkommen und lag schutzlos da, deutete jedoch unfreiwillig auf späteres Wissen hin. So würde sie eines Morgens an einem nicht mehr fernen Tag daliegen mit ebender Hingabe, die jetzt nur ein Abbild war. Der Mann hatte seine Schritte nicht verlangsamt, stellte sich jedoch im Weitergehen das Bild in seinen Einzelheiten vor, rief sich das Profil ins Gedächtnis zurück, das in dem gebauschten Kissen fast verschwand, und den Fall ungekämmter Haare. Daß ihm der Anblick gefallen hatte, war nur natürlich - wie vielleicht auch eine leichte Traurigkeit. Er fand den Pfad hinunter ohne Mühe und begann seinen Abstieg. Der Weg ging durch niedriges Buschwerk und führte offensichtlich zu einer Lichtung, die unten sichtbar wurde. Es überraschte ihn, daß keine Vögel zu hören waren. Die Sonne stand schon recht hoch. An den Baumstämmen glänzten Schwämme wie Blasen. Sein Fuß rutschte auf gelben Pilzen aus, die wie nikotingefärbte Raucherfinger aus dem Boden ragten. Der Weg schien sich in dem kleinen Tal zu verlieren, obwohl man seine Richtung durchaus noch ahnen konnte. Das Flüßchen - oder sein Wasserfall - wurde hörbar, und von weiter unten glänzte eine Andeutung von alten Dachziegeln herauf. Das war sein Ziel, obwohl er es an diesem Tag nicht erreichen würde. Die Leiche lag mitten auf der Lichtung in ihrem Blut und ihren Innereien, die zum Teil von ein ...