Bloßgestellt (kartoniertes Buch)

Bloßgestellt

The Trouble with Liberty (Orca Soundings Series)

cbj
4,95 €
(inkl. MwSt.)

Vergriffen

in den Warenkorb
Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783570305324
Sprache: Deutsch
Seiten: 126 S.
Fomat (h/b/t): 1.3 x 18 x 11.6 cm
Altersempfehlung: 12-99 J.
Bindung: kartoniertes Buch

Autorenportrait

Kristin Butcher arbeitete as Lehrerin bevor sie das Schreiben zu ihrem Beruf machte. "The trouble with Liberty" ist ihr zweiter Titel bei Orca. "The Hemingway Tradition", ihr erster Roman, erhielt glänzende Kritiken.

Leseprobe

Vergesst das mit den Grizzlybären. Auf dem Schild »Herzlich Willkommen in Sutter's Crossing« sollte besser »Blue Jeans« stehen. Statt »Heimat der Grizzlys« müsste es »Blue-Jeans-Hauptstadt von Kanada« heißen. Ich lebe schon seit meiner Geburt in Sutter's Crossing, und der einzige Ort, an dem ich je einen Grizzly gesehen habe, ist auf diesem Schild. Blue Jeans allerdings sieht man überall. Ich schob ein paar Münzen über den Tresen der Kneipe und nahm einen großen Schluck von meiner eiskalten Cola. Au weia! Sofortiger Gehirnfrost. Ich schloss die Augen, bis das Hämmern wieder aufhörte. Dann sah ich mich gründlich auf dem Rodeogelände um. Überall Blue Jeans. Selbst die alte Großmutter Wicks trug Jeans - keine Hosen, aber einen blauen Jeansrock, und das ist bei einer Achtzigjährigen fast dasselbe. Ich wünschte, meine Mutter wäre hier, um das zu sehen. Vielleicht hätte es mir geholfen. Seit drei Wochen stritt ich mich mit ihr über das Thema Jeans. Sie hasste sie. Ich glaube nicht, dass sie je im Leben auch nur eine einzige besessen hat. Ich hingegen mag Jeans zufällig. Und wenn wir nach Kamloops gehen, um neue Sachen für die Schule zu kaufen, dann möchte ich genau SIE. Aber Mum besteht auf Röcke und Stoffhosen. Und das meint sie wirklich ernst! Dabei würde man mich damit glatt aus der Schule rauslachen. Das sollte sie eigentlich wissen. Sie arbeitet im Schulsekretariat, und wenn sie nicht mit Scheuklappen tippt und Akten ablegt, dann sollte sie wissen, dass normale fünfzehnjährige Mädchen keine Röcke und Stoffhosen tragen. Sie tragen Jeans! Irgendwo über mir quakte ein Lautsprecher in die vom Duft der Hotdogs geschwängerte Luft. »Meine Damen und Herren, es ist wieder Zeit, zur Haupttribüne zurückzukehren. In fünf Minuten beginnt das Kälberfangen. Also nehmen Sie Ihre Plätze ein und freuen Sie sich auf die Wettkämpfe!« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Ich hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bis ich in der Kinderecke babysitten sollte. Wenn Cody einer der ersten Wettkampfteilnehmer war, konnte ich ihn noch anfeuern. Als ich zur Haupttribüne kam, war sie bereits voll, doch immer noch kamen Leute, deshalb stellte ich mich schnell an den Zaun. Der erste Wettkampfteilnehmer war Wayne Caruthers, der regelmäßig an dem Rodeokampf teilnahm. Er und sein Pferd Phantom standen hinter der Schranke in Position. Ich sah auf den Eingang und versuchte, genau die Sekunde zu erraten, in der das Kalb in das Gehege gelassen wurde. Obwohl es ziemlich egal war. Der Cowboy durfte nicht durch die Schranke, bis das Kalb über die Punktelinie gelaufen war. Als sich das Tor öffnete, spitzte das Pferd die Ohren und stampfte mit den Hufen, doch es machte keine Anstalten, durch die Schranke zu gehen. Es wusste genauso gut wie Caruthers, was es zu tun hatte. Das brüllende Kalb trottete unter Pfiffen und Johlen des Publikums vor. Die Helfer an den Seiten schrien und wedelten mit ihren Hüten, um es in die richtige Richtung zu treiben. Sobald es die Punktelinie überschritten hatte, begannen Reiter und Pferd mit ihrer Arbeit. Phantom galoppierte ins Freie, während Caruthers sein Lasso bereit machte. In immer größeren Kreisen schwebte es über seinem Kopf. Dann schoss es wie eine zuschnappende Klapperschlange vor und legte sich um den Hals des Kalbes. Phantom grub die Hufe in den Sand und das Seil straffte sich. Im gleichen Moment sprang Caruthers ab und lief am Seil entlang. Das Kalb brüllte noch lauter. Doch noch bevor es sich befreien konnte, warf Caruthers es in den Staub und band seine Füße mit einem Strick zusammen. Die Menge schrie vor Begeisterung. Die Stoppuhr zeigte 11,8 Sekunden. Das war eine gute Zeit, die auch nach dem zweiten und dritten Teilnehmer noch Bestand haben würde. Ich sah auf die Uhr und beugte mich über den Zaun, um zu schauen, wer der Nächste war. Wenn es nicht Cody war, dann musste er ohne meine gnädige Anfeuerung gewinnen. Aber ich konnte an den Leuten am Zaun nicht vorbeisehen, also kletterte ich auf eine Gatterstange und hiel