Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln (gebundenes Buch)

Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln

Personne n'a peur des gens qui sourient

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783627002831
Sprache: Deutsch
Seiten: 224 S.
Fomat (h/b/t): 2.2 x 21 x 13.4 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

An einem Junitag packt Gloria eilig die Koffer, dazu ein paar Plüschtiere und die Beretta ihrer großen Liebe, holt ihre Töchter, die fünfzehnjährige Stella und die sechsjährige Loulou, von der Schule ab und verlässt das sonnige Städtchen an der Côte d'Azur. Der überstürzte Aufbruch - getarnt als Reise zum Ferienhaus der Familie im Elsass, ein einsames Idyll inmitten von Wäldern und Seen - ist nichts anderes als eine lang vorbereitete Flucht. Gloria ist überzeugt: Um sich und ihre Töchter zu schützen, muss sie jede Verbindung zu ihrer Vergangenheit kappen. Wie weit wird sie gehen, um ihre Töchter vor der Bedrohung zu retten? Véronique Ovaldé verbindet eine thrillerhafte Handlung und knisternde Atmosphäre zu einem spannungsgeladenen Frauenporträt, das mit zahlreichen Volten und Wendungen überrascht. Die französische Erfolgsautorin erweist sich einmal mehr als brillante Stilistin und virtuose Fallenstellerin.

Autorenportrait

Véronique Ovaldé, geboren 1972, hat seit ihrem Debüt 2000 weitere neun Romane und Kinderbücher veröffentlicht. Auf Deutsch erschien 2005 Die Männer im allgemeinen gefallen mir sehr. Ihre Bücher wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Ovaldé arbeitet als Lektorin und lebt mit ihren drei Kindern in Paris.

Leseprobe

Gloria war schon seit so langer Zeit bereit, dass sie, als sie ihre Entscheidung getroffen hatte, kaum eine Stunde benötigte, um alles zu packen, die Ausweise, Impfpässe und die Beretta ihrer großen Liebe, für Stella zwei Exemplare aus dem Stapel mit den noch ungelesenen Büchern, für Loulou zwei Plüschtiere sowie ihr liebstes Schaffell, das Mastermind-Spiel aus dem Chaos in Stellas Zimmer, für jede von ihnen ein Paar Schuhe, dazu Zahnbürsten, Doliprane, Thermometer, Läusekamm und warme Kleidung. Dort, wo sie hinfahren würden, wäre es kalt, und die Mädchen hatten in ihrem ganzen Leben noch nie gefroren. Sie schloss die Fensterläden auf der Südseite, wie sie es tagsüber immer tat - sie vermutete, dass er regelmäßig am Haus vorbeikam, wollte, dass alles ganz normal aussah. Das würde ihnen ein paar Stunden Vorsprung verschaffen. Am Morgen hatte sie Loulou an ihrer Schule abgesetzt, Stella war mit ihren Freundinnen mit dem Bus gefahren und Gloria hatte sich jeden Gedanken an das, was sie ihnen später am Tag und von jetzt an zumuten würde, verbieten müssen. Sie hatte sich den Gedanken verbieten müssen, dass Stella ihre Freundinnen zum letzten Mal sah, obwohl die inzwischen ihr ganzes Leben bestimmten und sie ihre Zeit damit verbrachte, sie nach Hause zu begleiten, um dann wiederum von ihnen nach Hause begleitet zu werden. Sobald sie über die Schwelle der Wohnung trat, tauschte sie sich über das Handy mit ihren Freundinnen aus (du legst auf, nein, du legst jetzt auf, nein, nein, du legst auf, wir legen auf bei drei und danach schreiben wir uns), mit der immer stärkeren Überzeugung, dass die Vorgänge zu Hause sie nicht das Geringste angingen. Gloria rief bei der Schule der Kleinen und beim Gymnasium der Großen an. Sie sagte etwas von einem familiären Notfall und dass sie die Mädchen in einer halben Stunde abholen komme. Man kannte sie. Man wusste, dass das Leben der Mädchen nicht immer einfach war. Man genehmigte es. Dann legte Gloria ihr eingeschaltetes Handy auf den Tresen zwischen Küche und Wohnzimmer und schaute sich um, auf ihren Schultern der Rucksack, zu ihren Füßen der Rollkoffer, der so riesig war, dass er in der kleinen Wohnung wie ein Frachtcontainer wirkte. Sie stellte fest, dass sie, der Lage zum Trotz, das Gefühl des 'Nie wieder' mochte, das dem Augenblick eine spezielle Note verlieh, es war wie eine Chance, die sie sich selbst gab, diese ganze Wunschvorstellung von einem zweiten Leben, wer träumt nicht davon; sie drehte sich einmal um sich selbst, Standuhr, Zeichnungen an den Wänden, Magnete am Kühlschrank, CDs, leuchtendes Monster auf dem Fernseher und in der Spüle das Geschirr, das schließlich versteinern würde, Pompeji, es erinnerte sie an Pompeji; alles, was für so lange ihr Leben ausgemacht hatte, würde nicht mehr bewegt werden, alles würde verstauben, verschimmeln, verfilzen, bis die Dinge aussähen wie mit Fell überzogen.