Nele oder Das zweite Gesicht (E-Book, EPUB)

Nele oder Das zweite Gesicht

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783641034368
Sprache: Deutsch
Seiten: 192 S., 0.24 MB
Auflage: 1. Auflage 2010
E-Book
Format: Digitale Rechteverwaltung: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Nele hat das zweite Gesicht. Sie sieht Dinge, die in der Zukunft liegen. Die Bilder ängstigen Nele, sie kann mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten nicht umgehen. Ein Spezialist für Parapsychologie ist ihre letzte Hoffnung, doch dem Wissenschaftler geht es keineswegs um Neles Wohl ...

Autorenportrait

Monika Feth wurde 1951 in Hagen geboren, arbeitete nach ihrem literaturwissenschaftlichen Studium zunächst als Journalistin und begann dann, Bücher zu verfassen. Heute lebt sie in der Nähe von Köln, wo sie vielfach ausgezeichnete Bücher für Leser aller Altersgruppen schreibt. Der sensationelle Erfolg der "Erdbeerpflücker"-Thriller machte sie weit über die Grenzen des Jugendbuchs hinaus bekannt. Ihre Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Leseprobe

Nele steigt vom Rad. Sie kennt diese Unruhe und weiß, dass ihr gleich schwindlig werden kann. Sie blinzelt in das fahle Dezemberlicht und ist auf der Hut. Plötzlich ist die Landschaft wie ein Bild. Keine Bewegung, kein Laut, kein Geruch. Die Zeit bleibt stehen. Nele spürt ein Klopfen im Hals. Ihre Füße bewegen sich weiter. Ihre Hände halten das Fahrrad. Nele merkt nichts davon. Sie starrt auf die kahlen Pappeln, nimmt gleichzeitig den flachen Nebel über den Feldern wahr und die dünne Eisschicht auf dem Tümpel. Sie atmet heftig. Es ist wie in einem Traum. Sie will aus diesem Traum erwachen, bevor etwas passiert, das sie erschreckt. Ihr Körper versteift sich in Abwehr. Ihre Zähne knirschen aufeinander. Dann ist es vorbei. Nele fühlt wieder den Wind auf dem Gesicht. Sie hört das ferne Rattern eines Traktors und Betties heiseres Gebell. Erleichtert stößt sie den Atem aus. Geschafft! Sie hat es zurückgedrängt und die Bilder nicht zugelassen. Der Kopf tut ihr weh. Tausend Stiche in den Schläfen. Und sie hat Schweiß auf der Stirn. Nele schiebt das Rad weiter. Ihr ist tatsächlich ein wenig schwindlig, und ihr Mund ist trocken, als wäre sie den ganzen Weg gerannt. Es beginnt bereits zu dämmern. Die Dunkelheit fällt schnell um diese Zeit. Heute ist es seit dem Morgen nicht richtig hell geworden. Nele stolpert. Sie zwingt sich, darauf zu achten, dass sie die Füße hoch genug hebt. Nicht mehr lange und sie wird zu Hause sein. Das Haus schimmert durch das hohe Gesträuch. Jeder in der Gegend kennt es. Es ist das einzige weiße Haus im weiten Umkreis. Alle anderen Häuser sind rot. Nele begrüßt die alte Bettie, die ihr mit kraftlosem Schwanzwedeln entgegenkommt, und stellt das Rad in der Scheune ab. Ihr Erscheinen scheucht die Tauben auf, die sich hier vor der Kälte verkriechen. Nele reibt sich die Arme und geht zum Stall hinüber, aus dem das gleichmäßige Summen der Melkmaschine dringt. Opas Kopf taucht zwischen den Leibern der Kühe auf und verschwindet wieder. Nele lehnt sich gegen die Wand, überlässt sich der Wärme, der Helle und dem vertrauten Geruch. Erst jetzt beginnt sie zu zittern. Eine ganze Weile steht sie da, ehe Opa sie bemerkt. Er winkt sie zu sich heran. »Du kommst spät.« Nele nickt und verschränkt die Arme vor der Brust, um das Zittern zu verbergen. Opa richtet sich langsam auf, klopft Mora den Rücken. Mora ist ein nervöses Tier. Man muss sie beruhigen, um sie melken zu können. Opas Hände sind groß und breit. Unter hundert Händen würde Nele sie erkennen. Der Vater bringt die ersten Heuballen. »Bist spät dran. Solltest doch bloß den Tee abgeben.« »Onkel Helge hat sich den Fuß verknackst«, sagt Nele zögernd. »Und du hast ihn wieder gerichtet!« Zornig wirft der Vater die Heuballen ab. »Kann er sich nicht zum Doktor fahren lassen?« »Komm, Nele«, sagt Opa. »Fass mit an. Wir müssen fertig werden. Mit Berthe ist es bald so weit.«Nele schaut zu Berthe hinüber. »Heute schon?«Opa nickt. »Es kann jeden Moment losgehn.«Nele zieht den Anorak aus und hängt ihn an einen der Haken neben dem Tor. Sie streift die Schuhe ab, schlüpft in die Stallstiefel, die unterm Fenster stehen, krempelt die Ärmel hoch, greift nach dem Besen und fängt an, die Fladen durch den Rost zu drücken.Sie arbeitet schweigend. Der Schmerz in ihren Schläfen wird schwächer. Es tut gut, bei den Kühen zu sein.Nachdem sie den Bullen und die Kälber versorgt hat, bringt sie den Schweinen ihr Futter, danach den Kaninchen und den Hühnern. Sie stellt die Stiefel an ihren Platz zurück, zieht die Schuhe wieder an, nimmt den Anorak vom Haken und geht zum Haus hinüber.Tim sitzt am Küchentisch und macht Hausaufgaben. Die Mutter steht am Herd und kocht. Oma füllt das Gebäck, das sie am Nachmittag gebacken hat, in die Weihnachtsdose. Sie dreht sich zu Nele um, lächelt und wird das Heft zu Oma und zeigt ihr, was er geschrieben hat.»Afrika«, sagt Oma. »Für nichts auf der Welt würd ich so eine Reise machen. Viel zu heiß. Und alles so fremd. Ob- wohl^« Sie zögert, gibt Tim das Heft zurück. »Man müsste das alles sehen können, ohne wirklich hinzufahren.«»Träumen«, sagt Tim.Oma nickt und tauscht mit Nele einen raschen Blick.Als alle am Tisch sitzen, trägt die Mutter das Essen auf. Es dampft aus den Schüsseln. Die Fensterscheiben sind beschlagen. Dahinter ist es schwarz.»Du bist so blass«, sagt die Mutter zu Nele.»Sie hat Helges Fuß gerichtet«, erzählt der Vater wütend.Oma horcht auf. »Was war mit Helges Fuß?«»Nur verknackst«, beruhigt Nele sie. »Ist vom Traktor gesprungen und falsch aufgekommen.«»Lass die Finger davon«, sagt der Vater. »Die Leute fangen schon an zu reden.«Oma sieht von Nele zum Vater. »Übertreibst du nicht ein bisschen?«Der Vater zeigt mit der Gabel auf Nele. »Schau sie dir doch an! Weiß wie die Wand. Und Kopfschmerzen hat sie auch schon wieder. So ist es jedes Mal, wenn sie es gemacht hat.«Oma legt das Besteck auf den Teller, obwohl sie das Essen kaum angerührt hat. »Du weißt nicht, wie es wäre, wenn sie es nicht machen würde.« Der Vater zerdrückt ärgerlich die Kartoffeln auf seinem Teller. »Wir sind Bauern, Mutter. Nicht arm, nicht reich, aber von jedermann geachtet. Ich will nicht, dass Nele ins Gerede kommt.« Opa ist mit dem Essen fertig. Er schiebt seinen Stuhl zurück und steht auf. »Die Leute«, sagt er verächtlich. »Die reden immer. Ich geb nichts auf ihr Geschwätz.« Er berührt Oma leicht an der Schulter. »Ich seh mal nach Berthe.« Und damit verlässt er den Raum. Die Mutter stellt Friedrich das Essen warm und schickt Tim ins Bett. Nele räumt gerade das Geschirr in die Spülmaschine, als sie Opa rufen hört. Sie dreht sich zur Mutter um. »Darf ich?« Die Mutter nickt. »Lass nur stehn.« Nele zieht sich eine Strickjacke über und läuft zum Stall. Berthe hat sich hingelegt. Ein Teil der Fruchtblase ist schon zu sehen. Opa schiebt die Ärmel hoch und fährt mit dem rechten Arm bis zum Ellbogen in Berthes Scheide. Dann zieht er den Arm wieder heraus und das Fruchtwasser schießt in einem heftigen gelben Strahl hervor. Opa springt zur Seite, wird aber trotzdem bis zu den Hüften nass. Mit raschem, sicherem Griff reißt er die Haut der Fruchtblase auseinander. Wieder stürzt Fruchtwasser hervor. Noch einmal fährt Opa mit dem Arm in Berthe hinein. »Es liegt falsch«, sagt er mit gepresster Stimme. Er versucht, das Kalb in Berthes Leib zu drehen. Sein Gesicht wird dunkelrot von der Anstrengung. Er keucht. Schweiß tritt ihm auf die Stirn. Seine Füße suchen vergeblich festen Halt auf dem glitschigen Boden. Der Vater wartet neben ihm, einen Strick in der Hand. Berthe wendet den Kopf nach ihnen, stöhnt auf. Nele geht neben Berthes Kopf in die Hocke und umfasst ihren Hals. »Ruhig«, sagt sie. »Ganz ruhig. Gleich ist es vorbei.« Berthe schnauft, stößt sie an und beruhigt sich ein wenig. »In Ordnung.« Opa greift nach dem Strick. Die Hufe des Kälbchens sind schon hervorgekommen. Opa bindet den Strick an ihnen fest. Die Männer ziehen. »Nele!« Nele fasst mit an. Der Strick ist so nass und glitschig wie der Boden. Das kleine Maul wird sichtbar und verschwindet wieder. Neles Hände gleiten ab und fassen wieder zu. »Es ist zu groß«, sagt Opa. »Viel zu groß. Noch einen Strick, Nele, schnell!« Nele bückt sich nach einem der Stricke, die der Vater bereitgelegt hat, und reicht ihn Opa. Es dauert zu lange. Und Berthe ist zu unruhig. Dabei bekommt sie ihre Kälber sonst immer ganz leicht. Opa befestigt den Strick am Kopf des Kälbchens. Sie ziehen mit aller Kraft. Der Vater rutscht aus, fängt sich wieder. »Na komm, Berthe, altes Mädchen, hilf mit!« »Irgendwas stimmt nicht«, sagt Opa. »Vie

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