Der schwarze Messias (E-Book, EPUB)

Der schwarze Messias

eBook - Barack Obama und die gefährliche Sehnsucht nach politischer Erlösung

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783641044282
Sprache: Deutsch
Seiten: 192 S., 0.93 MB
Auflage: 1. Auflage 2010
E-Book
Format: Digitale Rechteverwaltung: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Die Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten hat die Welt elektrisiert. Zum ersten Mal stieg ein Mitglied der schwarzen Minderheit an die Spitze des amerikanischen Staates auf. Wo immer Barack Obama auftaucht, wird er umjubelt wie ein Popstar.Rudolf von Waldenfels beleuchtet die politischen Anfänge dieses ganz und gar ungewöhnlichen Politikers, die politischen Hintergründe, die seinen Erfolg begünstigten, und sein ausgeklügeltes PR-System. So zeigt er als »Insider« der Verhältnisse in den USA mit faszinierendem Wissen und erstaunlichen Hintergrundinformationen erstmalig die Gefahren eines solchen politischen Messianismus auf.

Autorenportrait

Rudolf v. Waldenfels, Jahrgang 1965, ist in Heidelberg aufgewachsen und zur Schule gegangen. Er studierte an der staatl. Hochschule für Darstellende Kunst in Frankfurt/Main und arbeitete als Schauspieler am Wiener Burgtheater. Nach einer mehrjährigen Reise veröffentlichte er im Jahr 2006 sein erstes Buch, einen Roman, der von der Kritik hoch gelobt wurde. Es folgten zahlreiche Reportagen vor allem in "Publik Forum" und "Frankfurter Rundschau" zu vorwiegend amerikanischen Themen. Rudolf v. Waldenfels ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in einem kleinen Städtchen in Oberfranken, sowie in Berlin.

Leseprobe

Der Jubel war buchstäblich grenzenlos. Als Barack Obama am späten Abend des 4. November 2008 mit strahlendem Lächeln vor seine Anhänger trat und den Wahlsieg verkündete, Zigtausende hatten sich im Chicagoer »Grant Park« unter freiem Himmel versammelt - da tanzten nicht nur in New York und San Francisco die Menschen auf den Straßen. Auch in Berlin, in Mombasa, in Paris und Perth wurde vor Freude gejubelt, rasten Autokorsos durch die Innenstadt und verloren Fernsehreporter ihre berufsübliche Fassung. Es schien tatsächlich so, als sei nach dem Ende »der langen politischen Düsternis«, wie Barack Obama die Jahre der Bush-Regierung einmal genannt hatte, ein neuer Morgen angebrochen. In Reno, einer Stadt im südwestlichen US-Bundesstaat Nevada, fand sich ein Pärchen zusammen, um in der Wahlnacht ein »Obama-Baby« zu zeugen. Im sonst so zurückhaltenden Deutschland brach ein prominentes Mitglied der Grünen öffentlich in Tränen aus. In Kenia wurde vom Präsidenten ein nationaler Feiertag ausgerufen. Im kalifornischen Berkeley kletterten die Leute, weil sie offenbar nicht wussten wohin mit ihrer Freude, auf die Laternenpfähle. In Chicago forderte ein prominenter Politiker ganz ernsthaft, die Geschichte von Obamas Erfolg als ein weiteres Kapitel in die Bibel aufzunehmen. Und in den folgenden Wochen und Monaten verflog die Begeisterung nicht etwa, sondern sie verfestigte sich. Noch kein Präsident hatte in der jüngeren Geschichte der USA so hohe Zustimmungswerte in seinen ersten Amtsmonaten verzeichnen können wie Barack Obama. Über zwei Drittel der amerikanischen Bevölkerung waren zufrieden mit seiner Amtsführung - dabei war er nur von knapp mehr als der Hälfte gewählt worden; Bush und auch Clinton mussten sich beide zu Beginn ihrer Regierungszeit mit erheblich niedrigeren Umfragewerten abfinden. Michelle Obama, Barack Obamas Frau, stieg in den Rang einer internationalen Stilikone auf, deren Garderobe von den tonangebenden Modemagazinen kommentiert wurde. Die Ehe der Obamas wurde als vorbildlich dargestellt. Als sie wenige Monate nach der Wahl gemeinsam für eine »Date Night« nach New York flogen, also einen Abend nur zu zweit verbrachten, romantisch essen gingen und ein Musical besuchten, überschlugen sich die Medien vor Lob. In Abwandlung des berühmten Wahlkampfslogans »Yes we can« forderte der Fernsehsender »CBS« seine millionenfache Zuschauerschaft dazu auf, dem Beispiel der Obamas zu folgen: »Wir wollen [Paare] dazu ermutigen, auch eine Date Night miteinander zu verbringen. Denn, wenn die Obamas es schaffen [die Zeit füreinander zu finden], dann schaffen wir das auch: So can we.«« Wehmütig vermerkte eine der bekanntesten TV-Moderatorinnen Amerikas, die wochentäglich zu Millionen von Frauen spricht, mit Blick auf die lange und offenbar stabile Ehe der Obamas: »Wenn man die beiden beobachtet, [_] sieht er tatsächlich so aus, als würde er sie begehren.« Und eine Bloggerin der »Washington Post« fühlte sich sogar verpflichtet, in großer Schlagzeile trotzig auszurufen: »Warum ich die Obama-Ehe nicht beneide«. Aber wie sollte man die beiden denn nicht beneiden? Schlank und groß gewachsen, wie sie sind, mittleren Alters und doch noch jugendlich, geben sie mit ihrer natürlichen Eleganz das glanzvollste Paar ab, das seit den Kennedys das Weiße Haus bewohnt hat. Nicht etwa privilegierte Herkunft hat sie in diese hohe Position gebracht, sondern allein Talent, harte Arbeit und Geschick. Wenn Michelle Obama mit ihrem Mann nicht ins Weiße Haus eingezogen wäre, hätte sie weiter ihre hoch bezahlte Karriere als Krankenhausmanagerin verfolgen können; und hätte Barack Obama den Wahlsieg verfehlt, wäre er immerhin US-Senator geblieben und hätte mithin eines der ehrenvollsten politischen Ämter des Landes bekleidet. Während er seine politische Karriere verfolgte, schrieb er nebenher zwei Bestseller, deren sprachliches und gedankliches Niveau auch vom politischen Gegner anerkannt wird, trieb täglich Sport und bewahrte sich so eine athletische Fig wohl trainiert ist, Denker und doch Macher, erfolgreich und doch mit einem Herz für die, die auf der Schattenseite stehen, liberal in der Geisteshaltung und konservativ in der Lebensführung, begehrt von vielen Frauen und doch nur einer treu - dann würde dieses Bild Barack Obama gleichen. Entsprechend hingerissen waren die amerikanischen Medien, und nicht nur die, deren Metier sonst Showstars und Sportgrößen sind. Ob links oder rechts von der Mitte, noch nie hatte ein US-Präsident im ersten Abschnitt seiner Amtsperiode eine so wohlwollende Presse erhalten wie Obama. Sein Gesicht - und das seiner Frau - dominierte die Zeitungskioske, eine Ehre, die sonst nur Filmstars vorbehalten ist. Besonders die linksliberalen Medien, die sich gewöhnlich auf ihre Kritik der Macht gegenüber viel zu Gute halten, waren geradezu verliebt in den neuen Präsidenten. Chris Matthews, einer der erfahrensten und gefürchtetsten politischen Fernsehmoderatoren, rief aus, als Obama einen wichtigen Vorwahlsieg gegen Hillary Clinton errungen hatte: »Ich verfolge Politik seit meinem fünften Lebensjahr. Ich habe noch nichts Vergleichbares gesehen. Das ist größer alsKennedy. Obama kommt daher und hat die Antworten. Das ist das Neue Testament.« Und nach Obamas Kairoer Rede im Juni 2009 stellte Evan Thomas, einer der leitenden Redakteure des angesehenen Magazins »Newsweek«, fest: »Obama [steht] über dem Land, über der Welt. Er ist eine Art Gott.« Doch auch die konservative Presse konnte sich der Ausstrahlung Obamas offenbar nicht entziehen. Während die Kameras des konservativen Fernsehsenders »Fox« in der Wahlnacht über die jubelnde Menge strichen, bekräftigte der Kommentator seine rechte Gesinnung, gab aber gleichwohl bekannt, dass der Sieg Obamas für ihn »ein großer Moment sei«. Am bezeichnendsten war wohl die Haltung von David Brooks, einem der einflussreichsten Kommentatoren Amerikas, dessen Kolumne zwei Mal pro Woche in der »New York Times« erscheint. Den Artikeln, die sich mit Obama befassten, war immer der Kampf anzumerken, den seine konservative Haltung mit der Zuneigung für, ja der Faszination mit dem neuen Präsidenten auszufechten hatte: »Ich gestehe: Als ich das erste Mal [eine Rede von ihm] hörte, war meine amerikanische Seele gerührt.«»War«, »wurde«, »konnte« - die Begeisterung, die Barack Obama in Amerika entgegenschlug, ist inzwischen Vergangenheit; sie ist der Ernüchterung gewichen. Seine Zustimmungswerte sind von fast 70% im Februar 2009 auf nun etwas mehr als 50% gesunken; das ist ziemlich genau der Prozentsatz derer, die ihm im November 2008 ihre Stimme gegeben hatten, und das ist auch der Wert, den die meisten amerikanischen Präsidenten rund ein Jahr nach ihrer Wahl aufweisen konnten. Was beinahe ganz Amerika - und damit auch viele seiner politischen Gegner - gehofft hatten, nämlich dass Obama die tiefe ideologische, kulturelle und rassische Zerrissenheit des Landes heilen könnte, hat sich nicht erfüllt. Wenn überhaupt, dann haben sich die Gräben nur weiter vertieft. Der Streit des Sommers 2009 um die Gesundheitsreform - mit seinen Todesdrohungen, seinen hysterischen Vorwürfen - hat es gezeigt: Die alten amerikanischen Gespenster des Rassismus, der politischen Paranoia und des hemmungslosen Populismus, sie spuken wieder und weiter. Allerdings hat Obamas amerikanischer Popularitätssturz seinem Ansehen bei uns hier in Deutschland keinen Abbruch getan. Der Mann, der noch als Kandidat seine erste große außenpolitische Rede in Deutschland hielt, erfreut sich zwischen Nordsee und Alpen weiterhin allergrößter Beliebtheit; er erreicht hier Werte, für die unsere Politiker die Demoskopen bestechen müssten. Nicht weniger als 92% der deutschen Bevölkerung haben ein positives Bild von Obama; dieser Wert wird auf der ganzen Welt nur noch in Kenia übertroffen, dem Heimatland Obamas' Vater. Warum lieben wir Obama so sehr? Liegt es wirklich daran, dass - wie die amerikanische »Newsweek« schrieb - Obama für Deutschland ein si

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