Die Geschichte Hessens (gebundenes Buch)

Die Geschichte Hessens

Von den Neandertalern bis Ende 2020

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783737404884
Sprache: Deutsch
Seiten: 374 S.
Fomat (h/b/t): 3.5 x 20.5 x 13.5 cm
Auflage: 1. Auflage 2021
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Hessen ist lebendig wie seine bewegte Geschichte. Überall im Land zwischen Main und Weser, Werra und Lahn begegnen wir den Zeugnissen der Vergangenheit. In der Mitte Deutschlands gelegen, ist es besonders reich an bedeutenden Burgen, Schlössern, Kirchen, an stattlichen Bürgerhäusern und prosperierenden Städten. In keinem anderen Bundesland, nicht einmal in einer anderen Region Europas, ist die Häufung von Kur- und Badeorten mit Mineralquellen so groß wie in Hessen. Dieser Band macht die Vergangenheit lebendig. Die Autoren folgen der hessischen Geschichte von den Anfängen in der Steinzeit bis zur ersten schwarzgrünen Koalition auf Landesebene in Deutschland. Berühmte Persönlichkeiten wie Bonifatius, die Heilige Elisabeth, Goethe, Kaiser Friedrich, die Brüder Grimm u. a. werden vorgestellt. Zahlreiche Bilder, Zitate und zentrale Dokumente zur Landesgeschichte ergänzen den chronologischen Überblick. Erleben Sie eine Zeitreise von ganz besonderer Art und erfahren Sie mehr über vertraut klingende Städte und Landschaften. Unterhaltsam und kenntnisreich, lebendig und bunt. Herrlich hessisch!

Autorenportrait

Heiner Boehncke, geboren 1944, ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er ist künstlerischer Leiter des Rheingau Literatur Festivals und Vorstandsmitglied der Frankfurter Romanfabrik. Heiner Boehncke ist Träger der Goethe-Plakette des Landes Hessen und erhielt gemeinsam mit Hans Sarkowicz den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises.

Leseprobe

Die Goldene Bulle sollte im Reich endlich die Königsfolge in geordnete Bahnen lenken und den Frieden garantieren - nicht gerade bescheidene Ziele. Vor 1356 hatte es neunmal eine Doppelbesetzung der Königsstelle gegeben; seit 1198 hatten etwa zur Hälfte der Zeit zwei Könige gleichzeitig regiert. Das war ein gefährlicher und unhaltbarer Zustand, der das Reich immer wieder zu spalten drohte. Nach dem Ende der Stauferherrschaft 1254 wurden zum Beispiel Alfons von Kastilien und Richard von Cornwall gleichzeitig zu deutschen Königen gewählt, die sich Zeit ihrer Regierung jedoch kaum im Reich aufhielten, geschweige denn ihrer formalen Herrschaft substanzielle Geltung verschaffen konnten. Skurrile Formen nahm indes 1314 die Wahl von Ludwig dem Bayern an. Nach dem Tod Heinrichs VII. hatte sich die Mehrheit der Kurfürsten für Ludwig entschieden. Auf der anderen Mainseite, in Sachsenhausen, wählten der Erzbischof von Köln und der Pfalzgraf bei Rhein Friedrich den Schönen. Von der Stadt Frankfurt unterstützt, trug Ludwig letztlich die Krone davon; die Stadt erhielt dafür weitere Messeprivilegien. Auf einem Reichstag in Frankfurt, am 4. August 1338, teilte Ludwig den Beschluss der Kurfürsten mit, dass der gewählte König künftig nicht mehr vom Papst bestätigt werden müsse und dem deutschen König nunmehr auch die Kaiserkrone zustünde. Der 'gebührende Ort' für die Wahl des Königs sollte Frankfurt sein und in Aachen darauf die Krönung stattfinden. So wurde es später gleichfalls in der Goldenen Bulle festgelegt. Auch der Wahlakt selbst war genau geregelt. So sollten zunächst eine Messe gefeiert und ein Eid abgelegt werden: 'Wenn die Kurfürsten oder ihre Gesandten [.] diesen Eid geleistet haben, sollen sie zur Wahl schreiten und fortan die ehgenannte Stadt Frankfurt nicht verlassen, bevor die Mehrzahl von ihnen der Welt oder Christenheit ein weltliches Oberhaupt gewählt hat, nämlich einen weltlichen König und künftigen Kaiser. Falls die dies jedoch binnen dreißig Tagen, vom Tag der Eidleistung an gerechnet, noch nicht getan hätten, sollen sie von da an, nach Verlauf dieser dreißig Tage, forthin nur Brot und Wasser genießen und keinesfalls aus besagter Stadt weggehen, bevor sie oder die Mehrzahl von ihnen einen Herrscher oder ein weltliches Oberhaupt der Gläubigen gewählt haben, wie oben steht.' Wer die Macht haben sollte, die Fürsten des Reichs zu Wasser und Brot zu zwingen, wurde allerdings nicht erwähnt. Auch sonst gab es Lücken in den Bestimmungen. Was sollte geschehen, wenn ein Nachfolger noch zu Lebzeiten eines Königs gewählt werden sollte? Karl IV. nutzte die Unklarheit und ließ seinen Sohn Wenzel wählen. Unter den 23 deutschen Königen wurden nach 1356 17 in Frankfurt gewählt. Zu einer letzten Doppelwahl-Posse kam es schließlich 1410. Auf dem Friedhof hinter dem Dom wurde Sigmund von Ungarn gewählt, im Dom wählten die Gegner dieser Lösung elf Tage später Jobst von Mähren zum König. Im Jahr darauf starb Jobst, und die Kurfürsten einigten sich in einer neuen Wahl allesamt auf Sigmund. Der 'Dom' übrigens ist auch ein Frankfurter Kuriosum. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die Bartholomäuskirche wegen ihrer herausgehobenen Bedeutung als Krönungsstätte Dom genannt, obwohl in Frankfurt nie ein Bischof residierte, was eigentlich die Voraussetzung für einen Dom ist. Die Kirche ist aus der Kapelle der karolingischen Pfalz hervorgegangen und war bis 1238 dem heiligen Salvator geweiht. Zwischen 1239 und 1350 wurde sie im gotischen Stil umgebaut. 1415 wurde mit dem Bau des schließlich 96 m hohen Turms begonnen, den man erst 1514 vollendete. Er trug eine runde Kuppelhaube, die sehr viel später, im Jahr 1876, durch die seitdem charakteristische Spitze ersetzt wurde. 1867 waren bei einem verheerenden Brand große Teile des Doms und fast die gesamte Innenausstattung zerstört worden. Obwohl sich Frankfurt 1535 dem lutherischen Bekenntnis anschloss, wurde die Kirche auf Anraten der Reformatoren 1548 an die Katholiken zurückgegeben. In der Reformationszeit ger