Meine sanften Riesen (gebundenes Buch)

Meine sanften Riesen

Silent Footsteps

Ich lebte mit den Elefanten Afrikas

Auch verfügbar als:
19,95 €
(inkl. MwSt.)

Vergriffen

in den Warenkorb
Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783809025443
Sprache: Deutsch
Seiten: 351 S.
Fomat (h/b/t): 3.4 x 21.9 x 14.7 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Eine Liebeserklärung an die sanften Riesen Afrikas! Die erste Nacht in der afrikanischen Wildnis wird für Sally Henderson fast zur letzten ihres Lebens: Hungrige Löwen umkreisen ihr Zelt. Doch plötzlich verstummen alle Geräusche. Ein mächtiger Elefantenbulle hat neben ihrem Zelt Stellung bezogen und verharrt dort stundenlang - wie zu ihrem Schutz. Diese Begegnung verändert Sallys Leben radikal. Sie gibt ihre unglückliche Ehe und ihre Wohlstandsexistenz auf und widmet sich fortan der Rettung der sanften Riesen Afrikas. Damit erfüllt sie ein Versprechen, das sie dem Elefantenbullen und seiner Art in jener schicksalhaften Nacht gab. In ihrem Buch zeichnet sie ein einfühlsames, liebevolles Porträt einer Elefantenherde in der Wildnis Simbabwes. Sie erzählt von wunderbaren Geschöpfen voller Sanftmut, mit ganz eigenen Charakteren, engen sozialen Bindungen und einem außergewöhnlichen Sinn für Humor. Und sie erfährt von dieser bedrohten Art das Wesentliche - über die Natur, das Leben, die Liebe und sich selbst . Eine gleichermaßen magische wie inspirierende Reise in die Welt der afrikanischen Elefanten!

Autorenportrait

Die Australierin Sally Henderson setzt sich seit über 20 Jahren für die Rettung der Elefanten Afrikas ein. Eins ihrer Ziele ist der Aufbau des "Peace Park", der es den Elefanten ermöglichen soll, wieder ungehindert von Südafrika bis nach Angola wandern zu können.

Leseprobe

Horaz lernte ich an einem kalten Morgen im Juni 1990 kennen, ein paar Sekunden bevor er beschloss, mich umzubringen. Es war ein typischer Wintertag. Sonnenlicht strömte durchs Fenster, wärmte meinen Körper nach einer eisigen Nacht, die ich in einem viel zu dünnen Schlafsack verbracht hatte. Ich sortierte Fotos und stellte in unserer Forschungsstation neben dem Gelände einer Safarihütte in der Nähe des Hwange-Nationalparks Verzeichnisse mit neu identifizierten Elefanten zusammen. Der kleine Raum war ein alter Bunker, ein Relikt aus dem Bürgerkrieg. Ein verzweifelter Schrei riss mich aus meiner Konzentration. Angela, die Ehefrau eines Safariführers, erschien mit vor Sorge verzerrtem Gesicht in der Tür. Ungeduldig winkte sie mich zu sich und deutete auf eine Gruppe von Menschen, die hundert Meter entfernt am Rand einer Wiese ganz in der Nähe eines Elefantenbullen standen. "Schau dir diese Wahnsinnigen an! Ich kann sie nicht von diesem großen Kerl weglocken. Kannst du nicht was unternehmen?" Ich hob mein Fernglas und richtete es auf den einzelnen Bullen -und erkannte sofort, dass er nicht zu der hier sesshaften Herde gehörte. Er verhielt sich gefährlich ruhig. Erschreckt hörte ich, wie die Touristen aufgeregt plapperten und mit ihren Fotoapparaten klickten. Angela hatte recht mit ihrer Warnung. Der Bulle war ein wildes Tier, das seinen eigenen Kopf hatte, und diese Leute kamen ihm eindeutig zu nahe, bedrohten seinen Platz. Ich hatte die Frauen bei einem Gespräch über das Herdenprojekt kennengelernt. Mit funkelnden Augen hatten sie ihre Angst beschrieben, den Adrenalinstoß, wenn sich die Elefanten ihren Fahrzeugen genähert hatten. Doch sie schienen sich der Gefahr nicht bewusst zu sein, der sie sich hier aussetzten, in direkter Konfrontation mit diesem Bullen. Die gemähten Wiesen und die anderen Kennzeichen menschlicher Behausungen wiegten sie in Sicherheit, als stünde der Bulle im Zoo hinter einer unsichtbaren Mauer. Ich griff zu meiner eigenen Kamera, um sein Profil in unsere Kartei aufzunehmen, und forderte gleichzeitig die Frauen auf, sich zu entfernen. Bei Bullen bestand weniger die Gefahr, dass sie auf menschliche Dummheit reagierten, als bei Kühen, die zum Schutz ihrer Jungen ihr Gegenüber angreifen. Doch die Musth, die Zeit, in der die männlichen Hormone bei ihnen verrückt spielen, stellt eine Ausnahme dar. Während der Pubertät eines Bullen sollten sich über einen Zeitraum von etwa drei Monaten pro Jahr alle Lebewesen von ihm fernhalten. Ich rannte auf die Frauen zu. Ein Blick auf den Bullen genügte, um mich in Schrecken zu versetzen. Die Schläfendrüsen waren geschwollen und sonderten eine dicke Flüssigkeit ab, die sich von derjenigen unterschied, die Elefanten manchmal unter Stress abgeben. Urin tröpfelte aus seinem Penis, der mit grünlichem Schaum umgeben war. Der Bulle war in voller Musth! O Gott, hilf uns. "Sofort verschwinden!", befahl ich den Frauen mit ruhiger Stimme. "Sie sind in höchster Gefahr. Rennen Sie schnell zum Werkzeugschuppen." Das Gespräch erstarb, Rocksäume flatterten, und die Frauen rannten los. Regungslos blieb der Bulle einen Moment stehen, blickte mich finster an, bevor er den Kopf in tödlicher Absicht sinken ließ. Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich, zum Forschungsraum zu rennen, statt den fliehenden Frauen zu folgen. Das war ein großer Fehler. Ich wirbelte herum und stürzte los. Als mir klar wurde, dass die Entfernung zu groß war, hatte ich den Weg bereits eingeschlagen. Der Werkzeugschuppen war nun weiter entfernt als der Forschungsbunker. Hinter mir hörte ich nichts, aber ich spürte, dass er mich verfolgte. Der Bunker schien unerreichbar zu sein. Angela stand in der Tür und wedelte mit den Armen. "Er ist hinter dir her!", schrie sie. "Lauf schneller. Los! Los!" Ich hatte das Gefühl, wie in Zeitlupe zu rennen. Der ranzige Geruch des Musth-Bullen hatte mich schon eingeholt. Der weite Weg bis in die Sicherheit schien nicht kürzer zu werden. Angelas immer hektischere Rufe ve