Kleine Kriege (gebundenes Buch)

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783895613869
Sprache: Deutsch
Seiten: 444 S.
Fomat (h/b/t): 4 x 21.2 x 13.8 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Henry Treherne ist ein junger, einsatzfreudiger Soldat, berufen zu einer außergewöhnlichen Karriere. Ungeduldig wartet er darauf, sich bewähren zu können. Clara, seine große Liebe, bestärkt ihn in seinem Wunsch, etwas Bedeutendes zu leisten. Als Henrys Einheit 1956 nach Zypern verlegt wird, folgt ihm Clara mit den einjährigen Zwillingen. Was zunächst wie ein 'Sonnenschein-Kommando' aussieht, wird schnell bitterer Ernst: Die Briten verteidigen die Kronkolonie gegen die griechisch-zypriotische Untergrundorganisation, deren Ziel der Anschluss an Griechenland ist. Die Gefechte sind alles andere als ruhmreich. Hinterhältige Anschläge und blutige Auseinandersetzungen werden zum gefährlichen Alltag. Die Kämpfe und Greueltaten, in die Henry verstrickt wird, gehen nicht spurlos an ihm vorüber, er verändert sich, und Clara verspürt erstmals Angst - sie befindet sich im Krieg, und ihr Ehemann wird ihr immer fremder. Nach ihrem großen Roman 'Der Außenseiter' beweist Sadie Jones mit diesem emotional dichten Porträt einer Ehe erneut ihre außerordentliche Begabung. Es ist die leidenschaftliche, brillant recherchierte Beschreibung eines 'kleinen Krieges' mit seinen weitreichenden Konsequenzen.

Autorenportrait

Sadie Jones lebt mit ihrer Familie in London. 2008 erschien ihr von Presse und Buchhandel gefeierter Debütroman »Der Außenseiter«, für den sie mit dem »Costa First Novel Award« 2008 ausgezeichnet worden ist.

Leseprobe

Der britische Militärstützpunkt Episkopi lag westlich von Limassol. Eine schmale Straße führte aus der Stadt heraus und quer über die Halbinsel Akrotiri, vorbei am Zaun des gleichnamigen britischen Luftwaffenstützpunkts, durch Orangenhaine und flache, fruchtbare Felder und dann, von Zypressen gesäumt, zurück zum Meer. Hinter den Orangenhainen führte die Straße steil nach oben und erklomm die Klippen, schnitt sich durch sie hindurch und bot einen weiten Blick auf das Meer und die langgestreckte Küstenlinie. Dann kam eine Strecke, die leer und verlassen wirkte, dann Episkopi. Wenn man das Tor durchquert hatte und über die kleine Straße weiter in den Stützpunkt hineinfuhr, sah man zunächst eine Mischung aus frisch errichteten Betongebäuden und Nissenhütten. Schilder wiesen auf verschiedene Bereiche hin. Landrover und Dreitonner standen in Reihen nebeneinander, es gab ausgedehnte Zeltbereiche, durchzogen von gefurchten Lehmwegen - hier war man noch nicht dazu gekommen, feste Gebäude zu errichten. Zu viele Einheiten wurden nach Zypern verlegt, um sie alle ordentlich unterbringen zu können, alles war im Umbruch, ständig wurden Pläne geändert. Happy Valley lag auf der anderen Seite des Stützpunkts, die Berge im Rücken, und hatte bis vor kurzen auch noch aus Zelten bestanden. Nun wurden darüber weiße Häuser für die Offiziere hochgezogen, mit Rasenflächen davor, und der Weg zu den Ställen und zum Poloplatz war schon halb asphaltiert. Unterhalb des Stützpunkts erstreckte sich der halbmondförmige Strand, an dem man den größten Teil des Jahres schwimmen oder wunderbar reiten konnte. Man erreichte ihn entweder durch einen langen, schnurgeraden Tunnel, der durch die Klippen hindurch nach unten führte, oder über einen sehr steilen Pfad an der Außenseite der Klippen entlang, die hier sandig und teils mit Gras bewachsen waren. Das Offizierskasino war ein neues, weiß gestrichenes Betongebäude mit einer breiten, flache Treppe, die auf eine schmale Veranda führte, die an Abenden, an denen die Frauen eingeladen waren, manchmal mit Ketten aus schummrigen Glühbirnen beleuchtet war. Henry fand, dass die Lichterketten ziemlich billig aussahen und die allgemeine Schäbigkeit noch betonten, aber die Frauen sagten immer 'Wie hübsch', also lag er vielleicht falsch mit seiner Einschätzung. Hinter dem Offizierskasino gab es einen großen Garten, zu dem man von der Bar aus durchgehen konnte. Clara, die darauf bedacht war, ihre Abendschuhe nicht schmutzig zu machen, bemerkte die Lichterketten nicht. Sie hatte es gehasst, Meg und Lottie gleich heute, an ihrem ersten Abend hier, bei dem griechischen Mädchen zurückzulassen, und Henry hatte auf der Fahrt versucht, sie abzulenken, indem er sie auf Esel und Ziegen und die Orangen an den Bäumen hinwies. Er war sich dabei ziemlich lächerlich vorgekommen. Die Bar des Offizierskasinos war niedrig und modern, voller Soldaten mit ihren Frauen und wie ein Golfclub mit Teppichboden ausgelegt. 'Colonel und Mrs Burroughs', stellte Henry vor. 'Sehr erfreut.' 'Mark Innes.' 'Guten Abend.' Mark Innes, ein Mann etwa in Henrys Alter, mit ebenmäßigen, offenen Gesichtszügen, schüttelte Clara lächelnd die Hand. 'Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen', sagte er. 'Auch einer von meinen Männern - Tony Grieves. Grieves, meine Frau, Clara.' Grieves, vielleicht dreiundzwanzig, zerknittert und ziemlich angetrunken, vollführte eine schwankende Verbeugung. 'Mrs Treherne, guten Abend.' 'Guten Abend.' Ein türkischzypriotischer Kellner in weißem Jackett kam mit einem Tablett voller Cocktails zu ihnen. 'White Ladies', sagte Mrs Burroughs. 'Möchten Sie? Falls nicht, gibt es auch alle möglichen anderen Sachen. Aber im Moment sind White Ladies der letzte Schrei.' 'Wunderbar. Danke.' Der Kellner hielt das Tablett mit beiden Händen, fiel Clara auf, als sie sich einen Cocktail nahm. Es gab eine Theke, mehrere harte Sofas und Sessel, und einen Kamin am Ende des Raums. In einer Glasvitrine standen silberne Pokale, und doch hatt