Die siebte Stufe (gebundenes Buch)

Die siebte Stufe

The Savage Garden

Roman

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783896672452
Sprache: Deutsch
Seiten: 383 S.
Fomat (h/b/t): 3.6 x 22 x 14.5 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Für seinen Debütroman wurde Mark Mills 2004 mit einem Dagger Award ausgezeichnet. DIE SIEBTE STUFE weist ihn nun erneut als eine der begabtesten jungen Stimmen für literarische Spannung aus. Seit vier Jahrhunderten blickt die Statue der Flora, der Frühlingsgöttin, über den prachtvollen Garten der Familie Docci. Niemand ahnt, dass diese Figur der Schlüssel zu einem infernalischen Verbrechen ist. Bis ein Fremder das vermeintliche Paradies betritt. 1958 reist der junge Kunsthistoriker Adam Strickland von London in die Toskana, um den außergewöhnlich gestalteten Renaissancegarten der Fürstenfamilie Docci zu untersuchen. Im 16. Jahrhundert hatte Fürst Frederico die Anlage mit Kapellen, Brunnen, Statuen und Grotten erbauen lassen, um seiner jung verstorbenen Ehefrau ein Denkmal zu setzen. Vom ersten Augenblick an ist Adam wie gefangen von der melancholischen Schönheit des Gartens und dem geschichtsträchtigen Leben der Doccis. Doch mit jedem Tag, den er auf dem Anwesen verbringt, wird Adam klarer, dass sich die Fürstenfamilie nicht nur über ihre jüngste Vergangenheit ausschweigt - die Zeit während der deutschen Besetzung, als ein Docci unter zweifelhaften Umständen erschossen wurde. Auch der jahrhundertealte Garten, angeblich die Bezeugung ewiger Liebe, könnte ein sehr viel finsterer Ort sein als gedacht. Fast scheint es, als hätten die berühmtesten Söhne der Toskana, Dante und Machiavelli, an der Chronik der Doccis mitgewirkt. Denn die ist durchzogen von Rachsucht und Machtgier. Und sie verheimlicht, wie Adam bald feststellen muss, zwei kaltblütige Morde.

Autorenportrait

Mark Mills studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Cambridge, bevor er sich mit dem Verfassen von Drehbüchern und zwei Romanen einen Namen machte. Nach Jahren in Frankreich und Italien lebt er heute mit seiner Frau und zwei Kindern in London.

Leseprobe

Er war vor allem für seine Kürbisse bekannt. Damit machte er sich bei den Damen des Gartenvereins verdächtig, die unverdrossen miteinander um den begehrtesten Preis in der Gemüseklasse gewetteifert hatten, bis er auf der Bildfläche erschien. Schon als Neuling im Dorf stieß er auf die heftigsten Vorbehalte; dass er nun auch noch allein mit einer um Jahre jüngeren "Haushälterin" zusammenlebte, einer Frau, deren Gesichtszüge nur als "orientalisch" beschrieben werden konnten, ermöglichte es ihnen wenigstens, die schmerzliche Niederlage in bösartigen Klatsch zu münzen. Ich entsinne mich, dass Mrs. Meade und ihre Konkurrentinnen wie Kühe vor einem heraufziehenden Gewitter hinter dem Festzelt die Köpfe zusammensteckten, als er zum ersten Mal den alljährlichen Preis einheimste. Ich entsinne mich auch, wie der von einer sorgsam durchgeführten Apfelweinprobe schon etwas angeschlagene Pfarrer sein Urteil über den Kürbiswettbewerb verkündete. Lustvoll führte er dem Publikum vor Augen, wie Mr. Athertons Prachtexemplar aus der Erde "hervorgeschwollen" sei (womit er meinen eigenen Vorbehalten gegen Hochwürden frische Nahrung gab). Mr. Atherton, groß, mager und mit seinen über siebzig Jahren schon ein wenig gebeugt, kam ohne seinen Stock zum Podium. Feierlich nahm er seine Urkunde mitsamt der Flasche Holunderwein entgegen und kehrte auf seinen Platz zurück. Ich saß an jenem warmen, windigen Nachmittag zufällig neben ihm, und während die Zeltplane in der Böe flatterte und der Pfarrer mit schwerer Zunge sämtlichen Spenderinnen der Victoria-Törtchen seinen tief empfundenen Dank zum Ausdruck brachte, lehnte sich Mr. Atherton zu mir herüber und flüsterte mit einem schelmischen Blick: "Ob sie mir wohl je verzeihen werden?" Ich wusste genau, wen er meinte. "Oh, das wage ich zu bezweifeln", erwiderte ich, "das wage ich sehr zu bezweifeln. " Das waren die ersten Worte, die wir wechselten, auch wenn er mir schon hier und da freundlich zugelächelt hatte. Einmal hatte er mich unter der Krempe seines Strohhuts hervor amüsiert beobachtet. Er hatte am Rand des Kricketspielfelds in einem Liegestuhl gesessen, als ein stämmiger Schlagmann, der aus Droxford und aus einfachen Verhältnissen stammte, meinen Wurf dreimal in rascher Folge aus dem Feld schlug und somit für Hambledon die nächste unrühmliche Niederlage besiegelte. Adam blätterte erwartungsvoll zur nächsten Manuskriptseite um. Sie war leer. "Das war's?", fragte er. "Offensichtlich", sagte Gloria. "Wie findest du's?" "Es ist gut." "Gut? Gut heißt im Klartext >ganz nett<. Gut sagen Mütter über Kinder, die sich nicht gerade danebenbenehmen. Langweilige Kinder! Himmel, Adam, wir reden immerhin von meinem Roman." Am besten verkniff er sich eine Bemerkung über den allzu beflissenen Einsatz von Kommata. "Sehr gut. Ausgezeichnet", sagte er. Glorias Schmollmund signalisierte eine Mischung aus Misstrauen und Vergebung, und als sie sich zu ihm vorbeugte, straffte sich der gedruckte Baumwollstoff des Kleides über ihren Brüsten. "Das ist nur die Eröffnungsszene, aber interessant, findest du nicht?" "Interessant. Ja. Sehr geheimnisvoll. Wer ist dieser Mr. Atherton mit den prächtigen Kürbissen?" "Ahha!", triumphierte sie. "Siehst du? Seite eins, und du stellst die ersten Fragen. Das ist gut." Über ihre Wahl des Adjektivs zog er eine Augenbraue hoch, doch sie schien es nicht zu merken. "Wer ist er deiner Meinung nach? Oder besser gesagt, was ist er für ein Mensch?" Er kam nicht mehr mit. Der ungenießbare, lauwarme Wein, um dessen Flaschenhals in der Nachmittagshitze eine einsame Wespe surrte, machte es nicht gerade besser. "Kann ich wirklich nicht sagen." Gloria wedelte das Insekt mit dem Handrücken weg, füllte ihr Glas und schenkte auch Adam nach. "Er ist ein deutscher Spion", verkündete sie. "Ein deutscher Spion?" "Ja. Sieh mal, es ist Krieg - 1940, genauer gesagt, und während über einem kleinen Dorf in Hampshire die Luftschlacht um England wütet, entspinnt sich am Boden eine ganz andere Schlac