Schottische Katzen kennen den Weg (gebundenes Buch)

Schottische Katzen kennen den Weg

The Right Attitude to Rain. An Isabel Dalhousie Novel

Ein neuer Miss-Isabel-Roman - The Sunday Philosophy Club 3

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783896672650
Sprache: Deutsch
Seiten: 311 S.
Fomat (h/b/t): 2.9 x 20.5 x 13.2 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Wohlhabend, attraktiv, liebenswert - und dennoch einsam: Isabel Dalhouise weiß einiges über Sehnsüchte zu erzählen. Doch anstatt ihr eigenes Glück zu suchen, fühlt sich die Philosophin dem ihrer Mitmenschen verpflichtet. Isabel, 41, Erbin eines großen Vermögens, das sie durch anonyme Spenden laufend verkleinert und in ihr Werk - die »Zeitschrift für angewandte Ethik« - einbringt, ist nicht etwa neugierig. Vielmehr leitet sie aus jeder Begegnung mit anderen, und sei sie noch so flüchtig, eine gewisse moralische Bindung ab. Als sie bei einer Vernissage in Edinburgh auf ein ungewöhnliches Paar aus den Vereinigten Staaten trifft, spürt sie eine seltsam bedrohliche Spannung zwischen den beiden Besuchern. Sie beschließt, das Geheimnis zu lüften, das zwischen den Eheleuten zu schweben scheint. Und die Liebe gibt ihr noch mehr Rätsel auf. Warum sieht ihre engste Vertraute und Nichte Cat nicht, dass ihr neuer Verehrer sie enttäuschen wird? Und wie soll sie ihrem vierzehn Jahre jüngeren Weggefährten Hugo ihre Liebe gestehen, ohne die Freundschaft aufs Spiel zu setzen? In einer Stadt wie Edinburgh scheint es den Katzen vorbehalten zu sein, moralische Zwickmühlen und emotionales Chaos zu vermeiden. Denn sie kümmern sich nur um ihr eigenes Leben. Das dürfte Isabel nie gelingen.

Leseprobe

Eigentlich ist es ganz natürlich, sich für die Angelegenheiten anderer Leute zu interessieren; so natürlich, dass selbst eine Katze, die auf einer Mauer ihr Nickerchen hält, noch mit halbem Auge die Passanten beobachtet, die unten vorbeigehen. Zwischen so einer Neugier, die erlaubt ist, und Schnüffelei, die sich nicht gehört, liegt allerdings eine Grenze, die manche Menschen einfach nicht sehen, selbst dann nicht, wenn die Grenze rot markiert und mit deutlichen Warnhinweisen versehen ist. Isabel stellte ihren Stuhl anders hin. Sie saß am Fenster des Cafés Glass and Thompson, das sich am höchsten Punkt der Dundas Street befindet, da, wo sie nach Canonmills steil bergab fällt. Von dieser Stelle aus konnte man in der Ferne die Hügel von Fife erkennen: dunkelgrün, bei diesem Licht, manchmal auch hellblau, wie vom Meer aufgeweicht - ein ständig wechselndes Farbenspiel. Isabel mochte dieses Café, ein ehemaliger Laden, in dem die Schaufenster zu Sitzplätzen für Gäste umgebaut worden waren. Normalerweise war es in Edinburgh zu kalt, um seinen Kaffee draußen im Freien zu trinken, außer in den wenigen Wochen im Hochsommer, wenn sich die Gäste in den Freisitzen auf den Bürgersteigen breitmachten, zögerlich, als rechneten sie jeden Moment mit einer Zurechtweisung durch die Elemente. Das hier war ein Kompromiss - im Fenster zu sitzen, durch eine Scheibe geschützt, und trotzdem das Gefühl zu haben, man würde am Leben draußen teilnehmen. Isabel schob ihren Stuhl näher ans Fenster, um sehen zu können, was auf der anderen Straßenseite passierte. Die Dundas Street war eine Galeriemeile. Einige Galerien waren gut etabliert, die Scottish Gallery und die Open Eye, andere kämpften ums Überleben, mit den Arbeiten junger Künstler, die von sich überzeugt waren und an eine große Zukunft glaubten. Die meisten wären selbstverständlich enttäuscht, wenn sich herausstellte, dass die Welt ihre Überzeugung nicht teilte, aber sie versuchten es dennoch und würden es auch weiterhin versuchen. In einer dieser Galerien fand gerade eine Vernissage statt, und Isabel beobachtete die flanierenden Besucher. Vor dem Eingang hatte sich eine kleine eingeschworene Gruppe Raucher versammelt und zog an ihren Zigaretten. Angestrengt versuchte Isabel, einen der Raucher genauer zu erkennen, einen großen Mann in einem blauen Jackett, der lebhaft auf eine Frau neben sich einredete und gestikulierte, um irgendeine intime Mitteilung in seiner Rede zu unterstreichen. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber aus der Entfernung und dem Blickwinkel war er schwer zu erkennen. Plötzlich hörte der Mann in dem blauen Jackett auf zu gestikulieren, beugte sich vor und legte eine Hand auf die Schulter der Frau. Sie trat ein Stück zur Seite, als wollte sie ihn abwimmeln, aber er klammerte sich an sie. Ihre Hand bewegte sich nach oben, als wollte sie seine Finger mit Gewalt von ihrer Schulter entfernen. Die ganze Zeit lachte sie dabei, wie Isabel deutlich sah. Seltsam, dachte sie, ein Streit, der in der Sprache des Lächelns ausgetragen wurde. Irritierender allerdings fand sie, dass jetzt ein Auto - ein teures, dezentes, von unbekannter Marke, aber unmissverständlicher Erscheinung - am Straßenrand vorfuhr, direkt auf der Höhe von Isabels Fenster. Das Auto hielt an, und ein Mann und eine Frau tauchten daraus auf. Sie standen im Parkverbot, und Isabel sah, wie der Mann die Fernbedienung zur automatischen Türverriegelung an seinem Schlüsselring drückte. Man darf hier nur anhalten, um etwas abzuliefern, dachte sie, aber nicht parken. Wissen die das nicht? Leute, die solche Autos fahren, meinen, für sie gelten die Verkehrsregeln nicht, die andere Leute mit bescheideneren Autos und kleineren Geldbeuteln davon abhalten, hier zu parken. Diese Leute können es sich auch leisten, die Strafzettel zu zahlen, für sie ist das Kleingeld. Isabel merkte, wie Ärger in ihr hochstieg, und kurz darauf schlug der Ärger in Feindseligkeit um. Unwillkürlich empfand sie Abneigung gegen die beiden, gegen den Mann und