Uroffenbarung und Daoismus

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783899662634
Seiten: 145
Fomat (h/b/t): 21.0 x 15.0 cm
Auflage: 1., Aufl

Beschreibung

Hatten auch die Chinesen eine Uroffenbarung von Gott erfahren? Handelte es sich bei dem Daodejing um das chinesische Gegenstück zur Bibel? Diese Interpretation können wir in Ansätzen aus der hier nun vorliegenden ältesten existierenden lateinischen Übersetzung des Werkes herauslesen, die vermutlich der französische Jesuit Jean-François Noëlas ca. 1720 angefertigt hat. Das Manuskript fand seinen Weg über die Bibliothek der Royal Society London in die British Library, London, wo sie jetzt aufgespürt und in Gemeinschaftsarbeit von Claudia von Collani, Harald Holz und Konrad Wegmann ins Deutsche übersetzt wurde. Diese lateinische Übersetzung ist damit die erste Übersetzung des Daodejing in eine europäische Sprache, der Text wird in der vorliegenden Edition Chinesisch-Lateinisch-Deutsch präsentiert, ergänzt um Einführungen und einen kritischen Apparat. Tatsächlich scheint die lateinische Übersetzung von dem Versuch geprägt, im Daodejing - das im Gegensatz zum Yijing nicht als abergläubisch galt, Gott und sogar die Trinität des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes nachweisen zu können. Die Akkommodationsmethode der Jesuiten zu Ende des 16. Jahrhunderts war eine Angleichung an den Konfuzianismus. Der Konfuzianismus zeigte sich als Staatsphilosophie Chinas, seine Vertreter erschienen als "aufgeklärte, vernünftige" Männer. Dieser Vorgabe passten sich die Pioniere der alten Chinamission an, wie Matteo Ricci, Johann Schreck, Giulio Aleni, Johann Adam Schall von Bell und Ferdinand Verbiest. Sie kamen als Vertreter der Kultur der Spätrenaissance und der Barockzeit in Europa, wo die Humanwissenschaften und die modernen "vernünftigen" Naturwissenschaften in Blüte standen. Die "Modernität" dieser Wissenschaften wurden zur Eintrittskarte der Jesuiten in China, aber auch ihr Standbein: Mit ihrer Hilfe konnten sich die Jesuiten einen festen Platz in der chinesischen Gesellschaft erobern, dabei vor allem am Astronomischen Ministerium und am Kaiserhof. Ihr Hintergrund an Bildung und Wissenschaft passte ausgezeichnet zu dem der konfuzianischen Literati, die ähnlichen Idealen wie die Jesuiten anhingen: da sie einer vergleichbaren Gesellschaftsschicht entstammten, standen auch bei ihnen Bildung und Gelehrsamkeit in höchstem Ansehen, während materielle Güter eher verachtet wurden. Auf dieser Basis entstanden, zumindest zu Beginn der alten Chinamission, Freundschaften, die manchmal zur Bekehrung, manchmal zu gegenseitiger Wertschätzung führten. Ihre Beziehung zu der intellektuellen Klasse Chinas jedoch verstellte den Jesuiten den Blick auf die anderen Religionen Chinas. Von Japan kommend, waren die ersten Jesuiten zunächst wie buddhistische Mönche aufgetreten. Unter dem Einfluss ihrer chinesischen Freunde jedoch änderte sich das bald: sie wurden, deren Vorbild folgend, zu "Gelehrten aus dem Westen". - Für die quasi aufgeklärten Konfuzianer waren jedoch Buddhismus und Daoismus Aberglauben des niederen Volkes, wovon man sich fernhielt. Erst gegen Ende des 17. Jh.s begannen einige Jesuiten, sich ein wenig mit den Grundideen des Daoismus zu befassen; die reiche philosophische und religiöse Literatur des Daoismus dagegen begannen erst die sog. Figuristen seit Beginn des 18. Jahrhunderts zu erforschen. Die Kernthese dieser Figuristen bestand in der Annahme einer Uroffenbarung an alle Menschen, von der auch über die Sintflut hinweg sich in China Spuren bis zur Zeit der Mission erhalten hatten. Einen Haupttext dieser Überlieferung schien das Daodejing darzustellen. Und so ergab sich für diese Gelehrten-Missionare das Erfordernis einer theologischen Exegese dieses alten chinesischen Schrifttums.