Die Seherin (gebundenes Buch)

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783931135935
Sprache: Deutsch
Seiten: 364 S.
Fomat (h/b/t): 3 x 21.1 x 14 cm
Bindung: gebundenes Buch

Beschreibung

Laurinda hat eine ganz eigene Sicht der Welt. Ihr Leben wird völlig vom Spiritismus beherrscht. Die alte Putzfrau ist das Bindeglied zwischen höchst unterschiedlichen Paradiesvögeln der Lissabonner Mittelschicht. Die 'Seherin' stiftet eine Menge Verwirrung in dieser amüsanten, mit Humor und liebevoller Ironie geschriebenen Geschichte über das Aufeinandertreffen der sogenannten aufgeklärten Moderne, für die nur die Logik zählt, mit einem archaischen, vom Aberglauben bestimmten Weltbild. Ana Nobre de Gusmão ist eine der wichtigsten portugiesischen Autorinnen der letzten Jahre. Am 25. Dezember 1952 in Lissabon geboren, studierte sie Design und Philosophie. 2002 erschien im Weidle Verlag ihr sehr erfolgreicher New-York-Roman 'Spiegel der Angst'. In Portugal avancierte 'Die Seherin' zum Bestseller. LESEPROBE: Laurinda seufzte, betrat die Küche und prallte mit einem Mann zusammen, der splitternackt und reglos wie eine Statue vor ihr stand. 'Was willst du von mir, verfluchter Geist?' fragte sie unbeeindruckt, bekreuzigte sich dreimal und murmelte hastig: 'Weiche von mir, dann spreche ich ein Gebet für dich.' Derartige Erscheinungen waren ihr nicht fremd sie zog Geister und gequälte Seelen geradezu magisch an, obwohl sie sich ihr in den meisten Fällen nicht zeigten. Und wenn sie tatsächlich einmal einen Geist zu Gesicht bekam, war er viel undeutlicher als dieser hier, als sähe sie ihn durch einen Schleier oder einen leichten Dunst. 'Was?' stammelte der Mann verlegen und versuchte seine Blöße hinter dem Eßtisch zu verbergen. Als Laurinda ihn sprechen hörte, wußte sie, daß er kein Geist aus dem Jenseits sein konnte, der darauf aus war, Kontakt zu ihr aufzunehmen, sondern nur wieder irgendwer, den Dona Celeste mit nach Hause gebracht hatte. So ist es. Jedenfalls geh zu den Unsteten, die mir seit einer Woche wieder so zusetzen. Egal, was ich mache, sie geben einfach keine Ruhe. Wie soll ich wissen, was sie von mir wollen, sie sprechen ja nicht mal mit mir. Und falls sie was sagen, so verstehe ich sie nicht. Der Spuk hört erst auf, wenn ich mit der Arbeit fertig bin. 'Guten Morgen', sagte sie knapp und wandte ihm den Rücken zu. 'Ich bin Laurinda, Dona Celestes Putzfrau. Ich hole meinen Kittel, und inzwischen können Sie.' Ohne zu wissen, wie sie den Satz zu Ende bringen sollte, verließ sie die Küche und schloß sich im Badezimmer ein, um sich wie üblich umzuziehen. 'Dachte ich's mir doch. O nein, mir kannst du nichts vormachen', murmelte sie, während sie vorsichtig das braune Wollkleid auszog, um den Knoten, zu dem sie ihr graues Haar sorgfältig aufgesteckt hatte, nicht zu beschädigen.