Die Attentäter von Antonia Michaelis

Ein Buch, das den Zeitgeist mehr als trifft: Realistisch, schockierend und anschaulich schreibt Antonia Michaelis über Radikalisierung, Extremismus und Anschläge. Dies verpackt sie in einem hochspannenden Roman, der aber nicht nur den Dschihad thematisiert, sondern verschiedene Arten von politischem und weltanschaulichem Extremismus beinhaltet.

Drei junge Menschen, die gemeinsam in einem Berliner Haus leben und doch in komplett gegensätzlichen Umfeldern groß werden, deren Leben miteinander verstrickt und verbunden sind:

Cliff, der aus einem zerrüttetem Familienverhältnis kommt, der von klein auf mit der Gewalt von seinem Vater auskommen muss, der sich als Verlierer eines Systems fühlt, da er in der Gesellschaft nie die Möglichkeit hat Fuß zu fassen. Cliff, der von einem Extremismus in den Nächsten gerät, der den Weg der Dunkelheit geht . Alain, der aus einer fürsorglichen Familie kommt, der seinen Mitmenschen helfen möchte, der sich wo es nur geht für Flüchtlinge engagiert, der die Schule mit einem Abitur abschließt. Alain, der den Weg des Lichts einschlägt. Margarete, die Bodenständige, die zwischen den beiden steht. Nachdem Cliff (der als Jugendlicher gewalttätiger Rechtsextremist war) aus dem Dschihad zurückkommt sind Alain und Margarete zunächst erleichtert: Endlich hat Cliff dem Gedankengut des Islamismus abgeschworen. Doch Cliff hat sich nicht von den Salafisten distanziert, im Gegenteil, er kommt mit einer letzten Mission nach Berlin zurück…

Anhand der drei Lebenswege, die Michaelis hervorragend schildert, wird deutlich welche Ereignisse die einzelnen Charaktere prägen. Durch den ständigen Perspektivwechsel der Erzählung(mal aus Cliffs, Alains oder Margaretes Sichtweise) bekommt man viele Hintergründe zu den einzelnen Personen mit und kann diese Informationen dann zu einem Bild zusammen setzen, das die Entscheidungen der Protagonisten und ihre Wertevorstellungen nachvollziehbar macht. Besonders spannend und realitätsnah wird der Roman auch dadurch, dass die Autorin zahlreiche Ereignisse aus der Wirklichkeit (wie die Terroranschläge von Paris, Demonstrationen von Pegida, wichtige Entscheidungen in der Flüchtlingspolitik) in die fiktive Geschichte einfließen lässt. Zudem enthält das Buch viele Formulierungen und Sätze, die man sich gerne anstreichen und rausschreiben möchte, da sie zum Nachdenken anregen und wirklich philosophisch und gesellschaftliche Grundfragen betreffend sind. Des Weiteren weckt das Buch aus dem Oetinger-Verlag Emotionen, da man sich gut in die authentischen Hauptfiguren hineinversetzen kann.

Mit „Die Attentäter“ ist Antonia Michaelis ein hochaktueller, extrem spannender und packender Roman gelungen. Dieses intensive Leseerlebnis wirkt über den Bucheinband hinaus und regt zum Nachdenken an: 10 von 10 Punkten!