Poppy Shakespeare (kartoniertes Buch)

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783453405653
Sprache: Deutsch
Seiten: 350 S.
Fomat (h/b/t): 2.8 x 18.7 x 11.8 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Fesselnder als jede Zwangsjacke: wild und lustig Clare Allan entführt uns in eine Welt, die auf dem Kopf steht. Was ist normal? Und was ist verrückt? Wer "Poppy Shakespeare"gelesen hat, weiß darauf keine Antwort mehr. Dieser elektrisierende Roman - das Aufsehen erweckendste britische Debüt des Jahres - ist eine bitterböse Satire auf das Leben in unseren psychiatrischen Anstalten. Geistreich, wild und lustig. Brutal lustig. Poppy Shakespeare ist ganz normal. Zumindest war sie das bis zu jenem Tag, als sie sich auf eine neue Stelle beworben hat. Beim Vorstellungsgespräch eröffnet man ihr, dass sie an einer schweren Persönlichkeitsstörung leide; das hätte der Eignungstest ergeben. Und schon fährt der Krankenwagen vor, der Poppy in die Psychiatrie bringt. Herzlich Willkommen in der Dorothy Fish, einer Tagesklinik im Norden Londons. Poppy wird von N empfangen, einer Patientin, die schon seit dreizehn Jahren hier ist. Wie alle Bewohner der Dorothy Fish setzt N alles daran, diese beste aller Welten ja nicht verlassen zu müssen. Ihre Erleichterung ist groß, wenn beim alljährlichen Routinecheck-up festgestellt wird, dass sie noch immer verrückt genug ist. Doch dann kommt Poppy Shakespeare in ihrem schicken Kostümchen und den Stöckeln aus Schlangenleder in Ns Leben gerauscht - und plötzlich ist alles anders. Vier Wochen soll Poppy erst einmal zur Beobachtung bleiben. Aber diese Probezeit will sie auf keinen Fall bestehen. Sie bittet N um Hilfe - und so machen sich die beiden Frauen auf und stellen diese sonderbare Welt, die sehr viel normaler ist, als sie auf den ersten Blick scheint, komplett auf den Kopf. Poppy Shakespeare ist ein fulminantes Debüt, voller schräger Einfälle und schmerzlicher Erfahrungen, voller Lebensmut und Lebensfreude.

Autorenportrait

Clare Allan, 38 Jahre alt, wurde in Newcastle geboren, studierte Anglistik und später kreatives Schreiben. Sie lebt heute als freie Autorin in London, schreibt Theaterstücke und Artikel für u.a. "The Guardian", sowie an ihrem zweiten Roman. Sie verbrachte rund zehn Jahre in psychiatrischen Institutionen, was sie zu "Poppy Shakespeare", ihrem Debüt, inspirierte. Für ihre Kurzgeschichten wurde sie mit dem "Orange/Harpers Short Story Prize" ausgezeichnet.

Leseprobe

Wie alles angefangen hat Ich kann nichts dafür, dass das passiert ist, echt nicht. Ich habe Poppy nur geholfen rauszukommen, mehr nicht. Hätte ich für jeden anderen auch getan. Ist nicht meine Schuld. Ich will hier nicht auf Mutter Teresa machen, aber so bin ich nun mal. War einem ja nicht sofort klar, jedenfalls nicht im ersten Moment, an dem Montagmorgen, als Poppy in Fünfzehnzentimeterrock und Dreißigzentimeterstöckeln durch die Tür gerauscht kam. War nicht schon alles abzusehen, wie in einem Trailer oder so, die ganze Scheiße, die das nächste halbe Jahr über ablief, die ganze Scheiße, die für den Rest unseres Lebens ablaufen würde, wahrscheinlich eh ein und dasselbe, kommt mir jedenfalls so vor. Poppy Shakespeare, so hieß sie. Hatte langes, glänzendes Haar wie in der Werbung. »Shakespeare?«, habe ich zu Tony gesagt, als er mir ihren Namen nannte. »Meine Fresse, bestimmt so eine Oberschlaue.« Tony lachte den Teppich an, kurzes, aufflackerndes Lachen wie ein Feuerzeug, dem das Benzin ausgeht. »Was soll ich ihr schon groß zeigen?«, habe ich gefragt. »Ich hab doch null Ahnung.« »Führen Sie sie einfach hier herum«, hat er gesagt. »Stellen Sie sie den anderen vor und so.« »Nee.« Ich schüttelte den Kopf. »Da hab ich keinen Nerv für, Tony. Tut mir echt leid. Stresst mich total, so was. Warum ausgerechnet ich?« Da hättet ihr ihn mal hören sollen! Quatscht los, von wegen, käme ja sonst keiner infrage. Keiner weit und breit, nicht Astrid Arschwischer, dagegen konnte ich schwer was sagen, nicht Mittelklasse-Michael, kein Mensch, tot oder lebendig oder beides oder gar nichts, keiner, der sich so gut mit uns Bekloppten auskennt wie ich. Wie Tony Hasskappe ins Schwarze trifft, aber voll Tatsache ist nämlich, dass ich bekloppt bin, seit dem Tag meiner Geburt, eigentlich schon davor. Meine Mutter war das schon, ihre Mutter auch, bloß, die hat sie kaum je gesehen, ist in einem Heim aufgewachsen, während sie ihrer Mutter Stücke aus dem Gehirn geschnitten haben wie bei einer Kartoffel, der man die Augen aussticht, bis sie nicht mehr wusste, dass sie überhaupt eine Tochter hat, konnte nur noch sabbern und scheißen. Das eine Mal, als ich sie zu Gesicht bekam, war ich mit meiner Mutter da, echt, ich habe es nicht ausgehalten, ganz bucklig und eingefallen und hauchdünnes weißes Haar, aber meine Mutter meinte nachher nur: Scheiß drauf! »Komm, N«, sagte sie. »Scheiß drauf. Nichts wie weg hier!« Wir sind los zu so einem riesigen Bonzengebäude, gehörte bloß keinem Bonzen, war ein Hotel, so Wiedersehen-mit-Brideshead-mäßig, die Serie hat meine Mutter heiß und innig geliebt, hat sie immer auf komische Gedanken gebracht. Sie mietete für uns ein Zimmer, groß wie eine Kirche, lässt Lachs und Champagner und so auffahren und fängt an, im Unterzeug zu tanzen, ich weiß gar nicht mehr, wie sie da draufkam, aber erinnern tu ich mich genau. Und dann erinnere ich mich noch, wie es geklopft hat, sie wickelte sich gerade ihre Strumpfhose um den Kopf, ich erinnere mich an Polizisten und an Handschellen und an: »Du kommst mit mir, Kleine. Deine Mami wird schon wieder, es geht ihr nur gerade nicht so gut.« Als wäre das was Neues für mich und sage dann zu der Polizistin: »Verpiss dich!«, und befreie mich aus ihrer Umarmung. Wenn Mum sich mal keine Strumpfhose um den Kopf wickelte, baumelte sie von Brücken, schlitzte sich die Arme auf und schluckte Pillen, ganze Gläschen voller Pillen, bis sie schließlich an einem Dienstagabend, Viertel nach sechs, Bahnhof Mill Hill East (obwohl, eigentlich auch egal, wann und wo) vor einen Zug sprang, und das war's dann. Wenn ich nicht bei Mum wohnte, war ich bei irgendwelchen Pflegeeltern, oder ich kam ins Haus Sonnenschein, fand ich viel besser, das Personal kümmerte sich einen Dreck um uns, man konnte tun und lassen, was man wollte. Damals haben wir alle wie die Irren Klebstoff geschnüffelt, je mehr man schnüffelte, umso härter war man drauf. Einmal bin ich gegen Nasser die Nase angetreten, alle feuern uns an