Und Blut soll dich verfolgen (kartoniertes Buch)

Und Blut soll dich verfolgen

Ghostwalk

Roman

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783453433717
Sprache: Deutsch
Seiten: 410 S.
Fomat (h/b/t): 3.1 x 18.8 x 11.8 cm
Bindung: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein fesselnder Fall um Isaac Newton - bestens recherchiert und atmosphärisch dicht. Sie treibt mit dem Gesicht nach unten im Wasser, und die Polizei glaubt anfangs an Selbstmord. Doch niemals hätte Elizabeth Vogelsang ihr Opus Magnum über Isaac Newton unvollendet hinterlassen. Denn im fehlenden letzten Kapitel wollte sie das Geheimnis um die plötzliche Karriere des Alchemisten am Trinity College in Cambridge lüften. Ein Unbekannter setzt alles daran, das zu verhindern - und schreckt auch vor weiteren Morden nicht zurück. Kaum hat Lydia Brooke ihre Arbeit an der Biografie über Isaac Newton aufgenommen, beginnen unerklärliche Schattenlichter durch das Haus zu irren, und immer wieder sieht sie aus den Augenwinkeln einen Mann in karmesinroter Robe. Der Unbekannte beobachtet sie beim Schreiben. Lydia, Spezialistin für das 17. Jahrhundert, soll das Lebenswerk der ertrunkenen Elizabeth Vogelsang vollenden. Es fehlt nur noch das letzte Kapitel - dieses allerdings, so hatte es die Historikerin zu Lebzeiten angekündigt, würde die Welt der Wissenschaft schockieren. Sie allein weiß, ob der Alchemist etwas mit den mysteriösen Todesfällen zu tun gehabt hatte, die seine unerwartete Berufung ans Trinity College erst ermöglichten. Doch als Lydia die Fakten zusammenzusuchen beginnt, muss sie feststellen, dass alle relevanten Aufzeichnungen verschwunden sind. Wollte da jemand verhindern, dass der Ruf des bedeutendsten englischen Wissenschaftlers befleckt wird? Musste Elizabeth deshalb sterben? Plötzlich wird Lydia klar, dass auch sie in großer Gefahr schwebt . Auf verblüffend originelle Weise verknüpft Rebecca Stott eine Mordserie im heutigen Cambridge mit einer Mordserie um Isaac Newton - ein unheimlicher Spannungsroman voller historischer Eindringlichkeit, raffiniert und rätselhaft, geistreich und genial.

Autorenportrait

Rebecca Stott, Jahrgang 1964, arbeitet in Cambridge als Professorin für Englische Literatur an der Anglia Ruskin University und als Scholar am History and Philosophy of Science Department. Sie hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten und populärer Sachbücher verfasst, außerdem erstellt sie regelmäßig Beiträge für das Hörfunkprogramm der BBC. Ihr erster historischer Roman, "Und Blut soll dich verfolgen", erschien 2007 bei Blessing.

Leseprobe

Das schadhafte, vom Regen aufgequollene Gartentor rührte sich nicht, bis Cameron sein ganzes Gewicht dagegenwarf. Der Geruch längst überreifer Äpfel schlug ihm entgegen. Cameron rief nach seiner Mutter, die vermutlich wie immer am Fenster saß und arbeitete. »Elizabeth?« Vielleicht würde sie jetzt gleich aufstehen und winken. Er rief noch einmal. Diesmal erschreckte sein Ruf eine Taube, die mit knatterndem Flügelschlag von einem Apfelbaum aufflog. Wie viel gäbe es hier zu reparieren! Je älter er wurde, desto mehr störten ihn die Risse und Spalten und Roststellen. Andererseits gab es wohl für jeden Menschen einen Punkt, an dem so etwas unwichtig geworden war, und den hatte seine Mutter erreicht. Sie versuchte gar nicht, das Altern, den Verfall in Schach zu halten, sie sah das alles nicht mehr. Sie ließ die Äpfel im hohen Gras verfaulen, sie ließ den wilden Wein über die Fenster wuchern, sodass das Haus gleichsam von Minute zu Minute dunkler wurde. Staub sammelte sich auf den Büchern, Muscheln und Tierschädeln, mit denen die Regale und Fensterbretter vollgestellt waren. Blätter verstopften die Abflüsse. Vom Haus her kam keine Antwort, am Fenster erschien kein Gesicht. Hier war die Zeit stehen geblieben. Um Elizabeth schien die Zeit immer stillzustehen. Sie hatte kein Interesse an der Gegenwart. Die Zeit lief rückwärts oder bewegte sich in Strudeln um sie herum und suchte sich ihren Weg zurück ins siebzehnte Jahrhundert. Wo war sie? Wohin war sie gegangen? Das Gras unter den Apfelbäumen war dicht und stand hoch. Der Obstgarten roch wie eine Apfelweinpresse, überall schimmerten die gold- und rostfarbenen Rundungen heruntergefallener Früchte durch das Smaragdgrün im wunderbaren Licht- und Schattenspiel der Spätnachmittagssonne, die sich durch den Regen gekämpft hatte. Zum Auflesen war es zu spät, die Apfelfäule war schon zu weit fortgeschritten. Manche Früchte waren angenagt. Von den Ratten, wie so oft. Camerons Stiefelsohle trat im nassen Gras auf etwas Hartes. Eine kleine rosafarbene Plastikfaust reckte sich ihm angriffslustig entgegen. Er bückte sich nach der halb bekleideten Spielfigur, die am Fuß eines dürren Baumes lag. Das war der schmerzlich vermisste Action Man seines Sohnes Toby. Cameron musste lachen, als er den Draht sah, der von einem Ast herunterhing. Den hatte wohl Toby bei seinem letzten Besuch hier angebunden, damit sich sein Action Man abseilen konnte. Die Figur war voller Schleimspuren, die Schnecken waren in ihrer Gier nach dem gärenden Fruchtfleisch unbekümmert über die Plastikglieder gekrochen. Als er an der Schnur zog, um den Sprechmechanismus auszuprobieren, hörte er eine Frauenstimme: »Action Man Patrol. Hier spricht die Kommandantin. Mörserattacke. Vorwärts marsch!« Er steckte die Figur in die Manteltasche, wo sie noch eine Weile gedämpft weiterquakte und schließlich verstummte. Cameron klopfte, dann betrat er das Haus seiner Mutter, an dem er immer wieder seinen Spaß hatte, weil es so einzigartig war. Sie nannte es »Das Studio«, ihn aber erinnerte es an das Pfefferkuchenhaus der Hexe im Wald mit dem bis auf den Boden heruntergezogenen geschindelten Dach, schraffiert von den Schatten, die das Astwerk der Apfelbäume warf. Innen hielt ein kräftiger weißer Totempfahl die ganze Konstruktion. Elizabeth hatte sich von dem Architekten einen großen weißen Arbeitsraum mit schräger Decke bauen lassen, dazu ein kleines Schlafzimmer unter dem Dach, zu dem eine steile hölzerne Treppe führte. Was war heute mit ihm los? Eine düstere Vorahnung drückte ihm wie ein Stein auf den Magen. Du bist nicht auf dem Damm, würde Elizabeth sagen - ein Bild, das er sich noch nie so recht hatte vorstellen können. Wahrscheinlich hatte er nachts einen deprimierenden, verworrenen Traum gehabt, dessen Reste noch unter der Haut und im Blut steckten. Wo mochte sie sein? Im Haus war sie nicht. Als er die Tür öffnete, schob er mit dem Türblatt die Post zur Seite: Werbung von Oxfam, ein Kontoauszug, eine Postkarte aus Russland. Er steckte